Nachhaltigkeitsmanagement studieren: »Um „Verantwortungsbewusst“ zu sein, sollten Organisationen ein Gesamtkonzept haben und verantwortungsvolle Management-Prinzipien in jede Abteilung und Funktion integrieren.«

Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit, Wirtschaftsethik und Soziales Unternehmertum wächst in Deutschland und anderen Ländern Europas an. Ela Kurtcu sieht daher großes Potenzial der verantwortungsvollen Unternehmensführung in der freien Wirtschaft, Verwaltungen und NGOs. Sie ist Studiengangskoordinatorin an der Steinbeis University Berlin ICRM, die als private Universität den CSR-Masterstudiengang "Responsible Management" anbietet.
von Regina Rohland, 26. Juli 2016 um 10:32

Um die Studierenden auf den beruflichen Alltag vorzubereiten werden entscheidene Führungskompetenzen und Schlüsselqualifikationen vermittelt. Im Vordergrund steht dabei ein ganzheitliches Verständnis von Unternehmensethik und die Etablierung von nachhaltigen Aspekten in sämtlichen wirtschaftlichen Bereichen.

Den Studiengang im Überblick in unserem nachhaltigen Studienführer hier.

Aus welchem Bedarf heraus ist der Studiengang "Responsible Management" entstanden?

Ela Kurtcu: Wir haben eine wachsende Nachfrage nach einer kohärenten und systematischen Ausbildung und Forschung in den Bereichen CSR, Business Ethics und Nachhaltigkeit beobachtet. Diese Fragen wurden in der Regel als Themen in anderen traditionellen Management-Kursen wie Marketing und Personalmanagement abgewickelt. Für uns jedoch ist es von entscheidender Bedeutung gewesen, einen ganzheitlichen Ansatz zu haben und verantwortungsvolle Management-Prinzipien als integrierten Bestandteil jeder Business Function (Unternehmensfunktion) zu lehren. Danach haben wir die Entwicklung unseres Programms und der Lehrpläne ausgelegt.

Was sind Strategien und Werkzeuge für nachhaltige Unternehmens- und Organisationsentwicklung? Können Sie uns ein anschauliches Beispiel geben?

Kurtcu: Um "Verantwortungsbewusst" zu sein, sollten Organisationen ein Gesamtkonzept haben und verantwortungsvolle Management-Prinzipien in jede Abteilung und Funktion integrieren. Zum Beispiel, wenn wir über die Personalabteilung eines Unternehmens sprechen, sollten die Strategien eine gute Work-Life-Balance für die Mitarbeiter gewährleisten, ihnen ausreichend Möglichkeiten für persönliche / berufliche Entwicklung bieten usw. Es gibt verschiedene Richtlinien und Normen, ebenso wie Good-Practices (gute Praktiken), auf dem Gebiet, nach denen die Organisationen sich richten können. Die Zehn Prinzipien von Global Compact, ISO 26000 gehören zu den global meist eingesetzten Werkzeugen.

Wie ist der Studiengang aufgebaut und wie sind die Präsenzzeiten angelegt? 

Kurtcu: Das Programm besteht aus sechs Modulen. Vier dieser Module werden als Präsenzseminare in Berlin angelegt. Die anderen beiden sind E-Learning-Kurse. Alle Module stellen eine interaktive Lernerfahrung dar, unterstützt mit Fallstudien, Teamarbeit und Ähnlichem. Das Zusammenführen von Theorie und Praxis ist ein großer Schwerpunkt in dem Programm und in allen Modulen. Die Studenten müssen die Kenntnisse und Fähigkeiten, die sie in den Modulen erlangt haben, auf ihre Studienprojekte und zu den Organisationen, in denen ihre Projekte umgesetzt werden, übertragen.

Im Laufe des Studiums sollen die Studierenden zu Führungskräften im Bereich CSR und der Nachhaltigkeit ausgebildet werden. Was sind hier entscheidende Schlüsselqualifikationen? 

Kurtcu: Ein gute Führungskraft sollte ein tiefgehendes Verständnis dafür haben, warum Unternehmen die Verantwortung für ihre wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Auswirkungen über das was vom Gesetzt verlangt wird hinaus übernehmen sollten. Während der Entwicklung von CSR-Projekten in einer Organisation sollte eine gute Führungskraft sich immer um die Nachhaltigkeit solcher Projekte kümmern und ihre Entfaltung in Richtung langfristiger CSR-Programme, verbunden mit dem Kerngeschäft der Organisation, sicherstellen. Auch ist es nicht immer leicht zu motivieren oder die Unterstützung anderer Mitarbeiter und Führungskräfte für Projekte in diesem Bereich zu erlangen. Daher sollte eine gute Führungskraft, neben anderen Führungskompetenzen, eine netz-/wechsel-orientierte Mentalität haben...

Inwiefern sind ethische oder philosophische Inhalte integriert? Welche Bedeutung können diese im Berufsleben haben? 

Kurtcu: Ethische und philosophischen Wurzeln der Unternehmensverantwortung werden vor allem im Corporate Ethics Management Modul (Unternehmensethik-Management-Modul) angepackt. In bestimmten Geschäftssituationen haben Führungskräfte keine direkte, klare Antwort darauf, welche "verantwortungsbewusste" Entscheidung erfolgen soll. Wir glauben, dass ein philosophischer und historischer Hintergrund für Führungskräfte zur Verfolgung einer Karriere in dem Bereich notwendig ist - eine Grundlage, auf der sie ihre Entscheidungen reflektieren und begründen können.

Für wen eignet sich das Studium "Responsible Management"? Welche Interessen und Kenntnisse sollten die Bewerber aus dem Erststudium und von sich heraus mitbringen? 

Kurtcu: Das Master-Programm ist geeignet für Kandidaten, die Kenntnisse und Kompetenzen zur Führung und Verwaltung in verantwortungsvoller Weise erwerben wollen. Um von dem Programm in vollem Umfang zu profitieren, sollten die Kandidaten ein Interesse an einer (möglichen) Veränderung ihrer Haltung gegenüber der Rolle eines Unternehmens oder worum es (traditionell) beim guten Management / Führung geht haben. Da verantwortungsbewusste Management-Prinzipien verstanden und von Fachleuten aus verschiedenen Positionen umgesetzt werden sollen, beschränken wir unser Studenten-Profil nicht auf diejenigen, die zum Beispiel CSR-Manager werden wollen. Stattdessen ist unser Programm Kandidaten aus allen Branchen und Hintergründen offen.

Wie hoch sind die Kosten für den Studiengang und welche Fördermöglichkeiten gibt es?

Kurtcu: M.A. in Responsible Management ist ein 18-monatiger Führungskraft-Studiengang und die Kursgebühren für das Programm sind auf der Website des Programms veröffentlicht. Es besteht die Möglichkeit, einen gewissen Anteil der Studiengebühren auf der Grundlage eines Stipendiums, ausgehend vom akademischen Erfolg des Kandidaten und seines finanziellen Hintergrunds, zu decken.

Welche beruflichen Perspektiven haben die Absolventinnen und Absolventen mit einem Abschluss im "Responsible Management"? Wissen Sie um die Jobs einiger Alumni? 

Kurtcu: Einige unserer Absolventen verfolgen eine berufliche Laufbahn speziell im Bereich der CSR und arbeiten zum Beispiel als CSR-Berater in privaten Organisationen oder als CSR-Manager in Unternehmen. Einige andere arbeiten in Stiftungen oder anderen Arten von NGOs, die Projekte / Programme im Bereich der nachhaltigen Entwicklung führen. Wir haben auch mehrere Absolventen, die beispielsweise als Ingenieure, Personal-Praktiker oder Entrepreneure arbeiten und die verantwortungsvolle Management-Kenntnisse und Kompetenzen in ihre Organisationen und tägliche Arbeit einbringen.

Wie schätzen Sie die Entwicklung der Bedeutung von Nachhaltigkeit und öffentlicher Verantwortung in der Wirtschaft auf dem globalen Markt und insbesondere am Standort Deutschland ein? 

Kurtcu: Die Entwicklung der Themen variiert global stark. In den wirtschaftlich entwickelten Ländern (Industrieländern) gibt es bereits ein großes Bewusstsein für unternehmerische Verantwortung und Nachhaltigkeit, sowohl bei den Verbrauchern als auch bei den Unternehmen. In relativ wenig entwickelten Ländern jedoch, steckt das Thema noch in den Kinderschuhen. In diesen Regionen könnten multinationale Unternehmen eine entscheidende Rolle dabei spielen, die damit verbundenen Diskussionen auf den Markt zu bringen und lokale Organisationen zu beeinflussen, sich dem Thema zu nähern.

In Deutschland und auch im gesamten Europa sehen wir, dass Verantwortung und Nachhaltigkeit bereits begonnen haben, Teil von Mainstream-Business zu sein. In den letzten Jahren beobachten wir eine steigende Akzentsetzung auf Innovation und Entrepreneurship als treibende Kräfte für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum. Dies hat Auswirkungen auf verantwortliches Management und auf verwandte Themen ebenfalls. Zum Beispiel scheint Innovation ein wichtiges Element in Unternehms-CSR-Programmen, als ein herausgebildeter Begriff der Corporate Social Innovation zu werden. Auch angesichts des vermehrten Bewusstseins für unternehmerische Verantwortung, streben Unternehmer mehr und mehr danach, ihre gewerbliche Verantwortung zu etablieren und ans Laufen zu bringen.

Im Anschluss an diese Entwicklungen nehmen wir auch eine neue, zusätzliche Richtung in der verantwortsbewussten Management-Ausbildung auf und starten in diesem Jahr eine neue Studienfachrichtung in Impact Entrepreneurship and Innovation.

Das Interview mit Ela Kurtcu im englischen Orginalton gibt es hier.

Mehr über den Studiengang "Responsible Management" auf der Website der Steinbeis University Berlin ICRM hier.

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