Arbeiten im grünen Startup – Optimale Work-life Balance oder nie endendes Chaos?

Keine Lust auf Überstunden, strikte Hierarchien und festgefahrene Systeme? Immer mehr junge Absolvent*innen zieht es nach dem Studium oder der Ausbildung in die deutsche Startup-Szene – mit der Hoffnung, sich durch entspannte Arbeitsmodelle, kreative Meetings und Kaffee ohne Ende den Traum einer idealen Work-Life-Balance aufzubauen. Modemanagement-Absolventin Sandra Cienkowski konnte bereits während ihres Studiums reichlich Startup-Luft schnuppern. In diesem Beitrag zeigt sie dir, worauf du bei deinem Berufseinstieg gefasst sein solltest und warum sie manchmal eine Hassliebe für ihren Job hegt.
Photo by Annie Spratt on Unsplash
von Charlotte Clarke, 26. Juli 2021 um 05:18

Dieser Gastartikel wurde verfasst von Sandra Cienkowski, Online Marketing Assistenz bei Doghammer. Doghammer ist ein junges Startup aus Rosenheim, das faire Schuhe aus Natur- & Recyclingmaterialien herstellt.

Reality-Check: Wie viel Selbstbestimmung und kreativer Input sind in einem Startup wirklich möglich?

Die Stellenanzeigen von Startups scheinen oft den Himmel auf Erden zu versprechen. Chancengleichheit, Mitbestimmungsrecht, täglich frisches Obst und Kaffee aus dem Vollautomaten. Was will man mehr? Startups haben nicht nur innovative Ideen, sie nutzen die Chance der Unternehmensgründung auch, um konventionelle Arbeitszeitmodelle zu revolutionieren und Hierarchien aufzubrechen.

Endlich mal den eigenen Senf dazu geben können

Bei einem Startup handelt es sich um ein junges Unternehmen, das sich mit seinen Produkten oder Dienstleistungen noch nicht etabliert hat. Es befindet sich also gerade (und vermutlich auch noch die nächsten Jahre) in einer Aufbauphase. Für dich als potenziell neue*r Mitarbeitende*r bedeutet das konkret, dass du keine festen Strukturen oder einen geregelten Workflow erwarten solltest. Ein neu gegründetes Unternehmen ist auf echtes Teamwork und den Input jedes*r Einzelnen angewiesen. Die ideale Chance also, um deine eigenen Werte und Ideen mit einzubringen. Vor allem bei grünen Startups bekommst du so das Gefühl, die Welt aktiv verbessern zu können.

Angewandte Kreativität

Dadurch, dass die Erfolgsstory des junges Unternehmens erst noch gefunden und erzählt werden muss, kommt es auf große innovative Ideen des Teams an, um sowohl bei Kund*innen als auch bei der Konkurrenz Aufsehen zu erregen. Und genau hier ist dann dein kreatives Mindset gefragt. Im Startup-Life sind deiner Kreativität keine Grenzen gesetzt und nur so können auch radikale Marketingkampagnen und innovative Produkte entstehen. Ein nice-to-have wäre jedoch, dass du dein Handwerk oder entsprechende Programme beherrschst, um die Ideen auch realisieren zu können.

Du hast gar keine Erfahrung? Kein Problem! Gerade Startups setzen auf junge Menschen mit frischen Ideen. Du endest also nicht in dem ewigen Teufelskreis aus mangelnder Erfahrung und der Problematik, einen geeigneten Job zu finden, bei dem du diese Erfahrung sammeln kannst.

Wenn dein Arbeitsplatz deine Komfortzone ist

Generell zeichnet sich der Alltag im Startup-Büro durch eine sehr entspannte und offene Atmosphäre aus. Sowohl die Gründer*innen als auch die Mitarbeitenden haben die Bestrebung, sich beruflich und auch persönlich selbst zu verwirklichen. Eigene Ideen werden also nicht aus Prinzip einfach abgewimmelt und keine strengen Vorgesetzten schauen einem 24/7 auf die Finger. In einem kleinen und jungem Team ist man aufeinander angewiesen, das schafft Vertrauen und Motivation! Du wirst hier also angenommen wie du bist und triffst in allen Lebenslagen auf Verständnis.

Die Grenzen der Freiheit – Warum nicht immer alles funktioniert

Egal wie groß oder klein ein Unternehmen ist: Es funktioniert nur, wenn die Aufgabenverteilung der einzelnen Mitarbeitenden und die Strukturierung des Teams feststehen.

Ordnung muss sein

Vor allem kleinere Startups stehen in Sachen Organisation und Struktur meist noch am Anfang und jede*r packt an, wo es gerade brennt. Das ist ja auch das, was wir am Startup-Life so schätzen. Prozesse müssen ständig optimiert und das Team neu strukturiert werden und genau das kann oftmals ganz schön mühsam sein. Verzweifle also nicht, wenn du bei Kundenanfragen mal nicht weißt, wer Ansprechpartner*in ist oder wenn vergessen wurde, dass die Akquise neuer Kooperationspartner*innen nun in deinen Händen liegt und die Anfrage aber bereits an deine*n Kolleg*in weitergeleitet wurde. Kurze Trigger-Warnung: Solche Vorfälle passieren täglich!

Heute mal spontan im Home Office oder doch nicht?

Vor allem neu gegründete Unternehmen setzen bei ihrer Stellenausschreibung auf »flexible Arbeitszeiten« und die »Möglichkeit zur Arbeit im Home-Office«. Meiner Erfahrung nach bestehen aber vor allem Startups auf die Anwesenheit im Büro. Hier kannst du anscheinend am besten das ausleben, weshalb du dich dort beworben hast: Anpacken und kreativ sein!

Die Prozesse laufen, wie wir ja nun alle wissen, noch nicht ganz smooth. Es ist deshalb wirklich oft von Vorteil, vor Ort zu sein und gleich seinen Senf dazu geben zu können. Trotzdem blöd, wenn gerade super Wetter ist und du am Abend produktiver bist als tagsüber. Sollten dir selbstbestimmte Arbeitszeiten wichtig sein, sprich das beim Bewerbungsgespräch ruhig schon mal an. So hast du dich bereits klar positioniert und wenn das Vertrauen nach einigen Wochen erst mal geschaffen ist, steht der selbstständigen Arbeitsweise von zu Hause aus auch nichts mehr im Weg.

Wir haben Hunger

Auch wenn ihr noch nicht in einem großen Unternehmen gearbeitet habt, kennt ihr sie aus der Uni: Die Kantine. Bei Startups sucht man sie vergeblich. Kaffee und frisches Obst scheinen auf den ersten Blick ja auch das Wichtigste zu sein. Aber nach ein paar Stunden Arbeit überkommt einen ja doch der Hunger. Im Kühlschrank finden sich nur ein paar kalte Biere und vergessene Essensreste – eigentlich fast wie in deiner Studierenden-WG. Die Mittagsverpflegung in den umliegenden Imbissbuden des Gewerbegebiets sind begrenzt und auf Dauer auch ganz schön teuer. Abends zuvor selber gekocht hat man natürlich auch nicht. Klar, um die Verpflegung muss man sich früher oder später sowieso alleine kümmern. Vor allem als Berufseinsteiger*in verfügt man im Normalfall ja über ein begrenztes Budget, deswegen sollte man im Hinterkopf behalten, sich seine Verpflegung auf Dauer selbst organisieren zu müssen.

Je nachdem, welche Erwartungen man an sein Berufsleben hat, sprechen unter anderem diese Punkte für oder gegen einen Karrierebeginn bei einem Startup. Mir persönlich ist eine Tätigkeit mit positivem Impact auf Mensch und Umwelt unglaublich wichtig, weshalb ich mich bewusst für die Stelle bei Doghammer entschieden habe. Dass ich damit auch die Inhalte meines Studiums verknüpfen kann, war eher ein Zufall. Ich würde jedem Menschen raten, sich nach dem Abschluss des Studiums oder der Ausbildung Gedanken zu machen, welche Ambitionen hinter dem eigenen Berufseinstieg stecken. Möchtest du direkt Expert*in in einem Gebiet sein und deine Skills anschließend in einer verantwortungsvollen Stelle einsetzen, dann eignet sich wohl eine Trainee- oder Junior-Stelle in einem größeren Unternehmen am besten. Legst du es hingegen darauf an, ganz unvoreingenommen deine Ideen zu realisieren und individuell berufliche sowie persönliche Erfahrungen zu sammeln – willkommen im Startup!

Doghammer UG

Über Sandra Cienkowski

Im Oktober 2020 hat Sandra ihr Modemanagement-Studium an der Mediadesign Hochschule in München absolviert und währenddessen schon (fast ein Jahr) als Werkstudentin im Online Marketing bei Doghammer gearbeitet. Als erste Mitarbeiterin neben den beiden Gründern Matthias Drexlmaier und Maximilian Hundhammer hatte sie so schon sehr früh sehr viel Verantwortung und ist seitdem als Marketingassistentin in Teilzeit tätig.

Doghammer ist ein Startup für nachhaltige Schuhe aus Rosenheim. Neben fairen Zehensandalen und Sneakern gibt es auch flauschige Hüttenschuhe, Wanderschuhe und Winterboots. Das Unternehmen setzt auf einen nachhaltigen Materialmix und will so zeigen, dass auch Schuhe aus reinen Natur- und Recyclingmaterialien funktional und langlebig sein können. Was Sandra bei ihrer Tätigkeit in einem nachhaltigen Startup täglich antreibt, ist die Möglichkeit aktiv, über eine verantwortungsvolle Modeindustrie aufklären zu können. Vor allem im Social Media Marketing kann man aktiv auf Kund*innen zugehen und Wissen vermitteln.

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