Wie du deine Arbeit schöner machen kannst: »Schönheit liegt immer im Auge der Betrachtenden. Deshalb ist es so wichtig, mit sich selbst ehrlich zu sein.«

Was genau ist eigentlich »schöne Arbeit«? Diese Frage haben sich Anna Gründer und Sophie Mickan vor ein paar Jahren gestellt und als Antwort darauf das Institut für schöne Arbeit gegründet. Wir haben mit den beiden Psychologinnen darüber gesprochen, unter welchen Voraussetzungen Arbeit besonders schön sein kann und was du heute bereits tun kannst, um deine Arbeit erfüllender zu gestalten.

Laptop umringt von Blumen, Zeitschriften und einer Tasse Kaffee
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von Team, 27. Januar 2022 um 16:47

Die Key-Learnings aus dieser Podcast-Folge:

Wie kommt man auf die Idee, ein Institut für schöne Arbeit zu gründen?

Die Gründungsgeschichte des Instituts für schöne Arbeit ist ein Paradebeispiel dafür, wie viel Gutes aus einer Krise heraus entstehen kann. Alles startete damit, dass Anna und Sophie beide sehr unzufrieden mit ihrer damaligen Situation waren. Als sich die beiden Kolleginnen während dieser Down-Phase bei einem gemeinsamen Spaziergang über ihr Elend beklagten, war da plötzlich der Gedanke: »Moment, eigentlich ist das ja genau unser Job, Menschen zu helfen, denen es so geht wie uns gerade - lass uns das mal bei uns selbst ausprobieren!« Und so coachten sie sich zunächst gegenseitig, fragten sich, was ihre Werte und Stärken waren, was ihnen Spaß machte, was sie besonders gut konnten und was ihnen Energie gab. Schließlich kamen sie zu einem Ergebnis, das ziemlich genau beschrieb, wie sie jeweils arbeiten und leben wollten - und wie sie anderen Menschen dabei helfen konnten, genau das für sich individuell herauszufinden. Das Institut für schöne Arbeit war geboren.

Was genau machen Anna und Sophie mit dem Institut für schöne Arbeit?

Anna und Sophie helfen Unternehmen auf der einen Seite in strategischer Hinsicht: Was braucht das Unternehmen bzw. das Team, um schön und erfolgreich zu arbeiten? Wo liegen Stärken und Ressourcen? Was kann man noch verbessern? Wenn es dann darum geht, ins Tun zu kommen, bietet das Institut für schöne Arbeit Trainings und Weiterbildungen für die Mitarbeitenden an, z.B. zu Themen wie Konfliktlösung, wertschätzende Kommunikation, authentische Rhetorik, persönliche Stärken, usw. Außerdem bieten die beiden Einzelcoachings für Personen an, die Unterstützung bei der beruflichen (Neu)-Orientierung benötigen oder vor einer speziellen Herausforderung stehen.

Was kann ich bereits heute tun, um meine Arbeit schöner zu gestalten?

Laut Anna und Sophie besteht der erste und wichtigste Schritt darin, dass du dir erlaubst, eine Idealvorstellung deiner Traum-Arbeit zu entwerfen. Anstatt dich darauf zu fokussieren, was gerade nicht deinen Vorstellungen entspricht, darfst du dir z.B. folgende Fragen stellen:

  • Was wäre die ideale Arbeit für mich?
  • Was ist mir wichtig?
  • An welchem Problem, für welchen Zweck will ich arbeiten?
  • Möchte ich etwas Großes bewegen?
  • Ist mir vor allem ein sicheres Einkommen wichtig?
  • Arbeite ich lieber alleine oder im Team?
  • Welche Themen interessieren mich?
  • Wie sähe mein perfektes Arbeitsumfeld aus?

Gleiche anschließend deine Idealvorstellung mit der Realität ab: Was passt bereits gut und was passt (noch) nicht? Kannst du das, was noch nicht deinen Bedürfnissen und Vorstellungen entspricht, ändern oder ansprechen? Oder ist es tatsächlich Zeit für einen Abschied und einen Neuanfang?

Traue dich, dich selbst nach deinen ganz individuellen Bedürfnissen zu fragen:

  • Was brauche ich?
  • Was kann ich?
  • Was will ich?
  • Was bedeutet überhaupt »schön« für mich?

Sobald du deine Bedürfnisse einmal für dich selbst klar definiert hast, ist es auch schon viel leichter, diese zum Ausdruck zu bringen. Kommuniziere sie ehrlich und authentisch. Die beiden Trainerinnen empfehlen, in Ich-Botschaften zu sprechen sowie die eigenen Wünsche und Bedürfnisse gut und detailliert zu begründen - damit die Führungskraft nicht nur versteht, was du willst, sondern auch warum.

Während Begriffe wie »New Work« und »Servant Leadership« besonders bei den jüngeren Generationen zum Grundvokabular gehören, liegt dieses Verständnis von Arbeit noch außerhalb der Komfortzone einiger Führungskräfte. Hier raten die beiden Unternehmerinnen, geduldig und beständig zu sein. Wenn der Chef*die Chefin nicht gleich auf deine Wünsche eingeht, heißt das vielleicht einfach, dass das für ihn*sie eine neue Situation ist, die erstmal eingeordnet werden muss und für die noch keine Standard-Reaktion existiert.

Doch wie werde ich als Vorgesetzte*r den unterschiedlichen Bedürfnissen der Mitarbeitenden gerecht?

Wenn du selbst ein Team oder gar ein Unternehmen führst, fragst du dich vielleicht, wie du in deiner Vorgesetzten-Rolle möglichst schöne Arbeitsbedingungen für alle kreieren kannst. Eine der Fallen, in die Führungskräfte tappen können, besteht laut Sophie und Anna darin, auf der Grundlage von Hypothesen zu entscheiden. Deine Annahmen darüber, was gut für die jeweilige Person ist, müssen nicht der Wahrheit entsprechen. Und wie finde ich nun heraus, was gut und schön für die einzelnen Teammitglieder ist? - Die Antwort lautet: Fragen, fragen, fragen. Und noch viel wichtiger: wirklich zuhören. Zeige den Mitarbeitenden, dass du sie wirklich hörst, siehst und wahrnimmst.

Hierzu kannst du zum Beispiel Einzelgespräche mit den Mitarbeitenden führen. Frage jede Person einzeln: Was brauchst du? Wie würdest du gerne arbeiten? Was macht dir Freude? Wo siehst du deine Stärken? Mache dir außerdem bewusst, dass Gerechtigkeit schon lange nicht mehr bedeutet, dass alle das gleiche bekommen, sondern dass jede*r individuell das bekommt, was er*sie braucht. Sorge für einen kontinuierlichen Austausch und eine gute Kommunikationsbasis, indem du selbst mit gutem Beispiel voran gehst und transparent und ehrlich kommunizierst. Vertraue außerdem darauf, dass die Mitarbeitenden auch selbst im Team eine gute Lösung dafür finden, wie mit den unterschiedlichen Bedürfnissen umgegangen werden kann - du musst das als Führungskraft nicht alleine machen.

Was dir die beiden Expert*innen ganz besonders ans Herz legen möchten:

Habe den Mut, dich selbst dahingehend sehr ehrlich zu hinterfragen, was schöne Arbeit für dich persönlich bedeutet und dies dann umzusetzen. Denn, »wenn wir alle zufrieden sind mit dem, was wir tun, gehen wir auch zufriedener durch die Welt«, so Sophie. Für die Jobsuchenden betont Anna außerdem wie wichtig es ist, eine Bewerbung nicht einseitig zu sehen. Nicht nur du bewirbst dich, bei einem Unternehmen, sondern auch die Arbeitgebenden stellen sich bei dir vor. Du darfst also im Vorstellungsgespräch ruhig ganz konkrete Fragen stellen, um deiner Wunschvorstellung von schöner Arbeit gezielt näher zu kommen.

Fazit: Die 3 Säulen richtig schöner Arbeit

Im Gespräch mit Anna und Sophie ist mir bewusst geworden, welch großen Einfluss die Qualität der persönlichen Beziehungen am Arbeitsplatz darauf hat, wie zufrieden man im Job ist. Laut den Expertinnen sind ungesunde Beziehungen zu den Vorgesetzten und Kolleg*innen viel häufiger der wahre Grund für eine Kündigung als die Arbeit an sich. Die Quintessenz, die ich aus diesem Interview mitnehme, sind demnach drei Säulen, die schöne Arbeit ausmachen: Die Tätigkeit an sich, die Beziehungen am Arbeitsplatz und die Beziehung zu sich selbst, welche den Mut beinhaltet, sich gute Fragen zu stellen und für die eigenen Bedürfnisse einzustehen.

Danke liebe Anna und liebe Sophie, für dieses wunderbare Interview!

Anna Gründer und Sophie Mickan
Photo by Siegfried Michael Wagner
*Anna Gründer (links) und Sophie Mickan (rechts)

Über das Institut für schöne Arbeit:

Anna Gründer und Sophie Mickan leisten mit dem Institut für schöne Arbeit ihren Beitrag zu einer sinnhaften und nachhaltigen Arbeitswelt. Freude bei der Arbeit und wirtschaftlicher Erfolg werden als untrennbar miteinander verbunden gesehen. In ihren Trainings und Coachings nutzen die beiden ihre psychologische Expertise und übertragen wissenschaftliche Erkenntnisse in den Alltag. Neugierig geworden? Hier geht es lang zur Webseite des Instituts für schöne Arbeit!

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*Photo by Siegfried Michael Wagner

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