Schritt für Schritt zum guten Leben

Im letzten Artikel ging es darum herauszufinden, mit welchen Dingen du eigentlich dein Leben verbringst. Jeder Mensch hat nach Abzug der Zeit, die er mit Schlafen, Essen, Waschen und sonstigen lebenserhaltenden Maßnahmen verbringt nur noch 84 Stunden jede Woche zur freien Verfügung. Wenn du die Übung aus dem letzten Artikel gemacht hast, dann hast du einen guten Überblick darüber, ob du deinem guten Leben näher kommst. Heute geht es darum herauszufinden, WIE du deinem guten Leben näher kommst.
Foto: © Ed Gregory / stokpic.com
von Jessica Sangmeister, 20. Mai 2016 um 05:43

Foto: © Ed Gregory / stokpic.com

Bevor du diesen Artikel weiterliest, empfehle ich dir, zunächst mit Hilfe des ersten Artikels dieser Reihe zum Thema Entschleunigung und Klärung für dich herauszufinden, wie du deine vorhandene Zeit nutzt.

Dieser folgende Artikel skizziert noch keine spezifische Werkzeugkiste für dein gutes Leben, sondern eine Einführung über das Grundlegende. Es geht um die richtige Einstellung, also das richtige Mindset.

Prof. Dr. Carol Dweck, Psychologin in Stanford, hat herausgefunden, dass unser Mindset der bestimmende Faktor für ein gutes Leben ist. [1] Der Psychologe und Begründer der positiven Psychologie Martin Seligmann bestätigt in seiner Forschung, dass unsere innere Einstellung für unser Wohlbefinden verantwortlich ist. [2] Fast jede Form der Therapie fußt auf dem Prinzip, dass wir etwas in uns ändern müssen, bevor sich - augenscheinlich - etwas im Außen ändert.

Im Folgenden zeige ich dir, wie du Schritt für Schritt das Mindset entwickelst, welches es dir ermöglicht, dein gutes Leben nicht nur in der Theorie zu gestalten, sondern auch in der Praxis zu leben.

Schritt 1: Gestehe dir ein, dass es nicht läuft

Kommen wir noch einmal auf Julia zurück. Julia, die Qualitätsmanagerin aus Hamburg weiß nun, wie sie ihre 84 Stunden verbringt und hat erkannt, dass die Arbeit vielleicht nicht optimal ist, aber im Großen und Ganzen ist doch alles in Ordnung. Es ist zwar nicht so, wie sie sich das mal gewünscht hat, aber sie verdient gut, hat einen sicheren Job, der in Ordnung ist, wohnt in einer schönen Stadt und eigentlich sollte sie sich doch nicht beschweren. Es ist jetzt gerade nun einmal so, wie es ist. »Passt schon.«.

Was Julia nicht bemerkt: die Lücke zwischen dem Leben, das sie lebt und dem Leben, das sie gerne leben würde, wächst täglich. Unmerklich. Aber konstant. Weil alles irgendwie ganz in Ordnung ist, tut Julia nichts, um an ihrem Leben aktiv etwas zu ändern. Wenn sie aber genauso weitermacht, wird die Lücke immer größer, bis sie schließlich zu einem riesigen Graben wird, der nur noch mit sehr viel Mühe überwunden werden kann. Je früher Julia sich eingestehen würde, dass eben nicht alles in Ordnung ist und dass sie etwas tun muss, desto einfacher.

Also, Schritt Nummer 1: Hör auf zu sagen: »Passt schon« und gestehe dir ein, dass nicht alles in Ordnung ist.

Schritt 2: Übernehme Verantwortung

Julia findet 1000 Gründe, warum sie jetzt einfach erst einmal so weitermacht wie bisher und nichts ändern kann. BAföG-Rückzahlungen, die schlechten Jobchancen, fehlende Ressourcen, zu viele Konkurrenten, ihre Eltern.

Aber der eigentliche Grund warum Julia nichts ändert ist... Julia selbst! Julia ist die einzige Person auf dieser Welt, die etwas an ihrer Situation ändern kann.

Das klingt im ersten Moment logisch. Oft haben wir diese Idee aber nicht verinnerlicht. Denn mit der Anerkennung der eigenen Möglichkeiten kommt eine Menge Verantwortung.

Wenn uns unser Job nicht gefällt, sind wir selbst dafür verantwortlich.

Wenn wir keinen Sport machen, sind wir selbst dafür verantwortlich.

Wenn wir unsere Freundschaften nicht pflegen, sind wir selbst dafür verantwortlich.

Wenn wir ungesund essen, sind wir selbst dafür verantwortlich.

Wenn wir nicht versuchen, unsere Wünsche in die Realität umzusetzen, sind wir selbst dafür verantwortlich.

Diese bedingungslose Annahme der Verantwortung sich selbst gegenüber kann beängstigend sein. Sie ist aber notwendig, um schlussendlich ins Handeln zu kommen. Denn nur wenn wir uns eingestehen, dass wir unsere derzeitige Situation selbst erschaffen haben, gestehen wir uns auch ein, dass wir selbst in der Lage, sind etwas daran zu ändern.

Carol Dweck spricht in diesem Zusammenhang von der wesentlichen Unterscheidung eines Growth Mindsets und eines Fixed Mindsets. Das Growth Mindset führt dazu, dass wir eine Situation als veränderbar ansehen und uns selbst in der Lage sehen, diese Veränderung umzusetzen. Zum Beispiel wenn wir daran glauben, dass wir irgendwann einmal gute Führungskräfte sein können und selbst dafür verantwortlich sind, daran zu arbeiten. Ein Fixed Mindset führt dazu, dass wir eine Situation als gegeben und unveränderbar einschätzen - zum Beispiel wenn wir glauben, dass wir niemals gut darin sein werden, Präsentationen zu halten.

Schritt Nummer 2: Dein Ziel sollte sein, ein Growth Mindset zu entwickeln und die Verantwortung für die Gestaltung deines Lebens zu übernehmen!

Für Julia ist es viel leichter, äußere Umstände für ihre Situation verantwortlich zu machen. Doch nach einem langen Gespräch mit ihrer besten Freundin wird ihr klar, dass sie diejenige ist, die ihr Leben gestalten kann.

Anhand ihrer Tabelle erkennt sie, dass sie gerne mehr Zeit mit Sport verbringen würde. Voller Enthusiasmus nimmt sie sich fest vor, gleich am nächsten Tag damit anzufangen. Sie packt morgens ihre Sportsachen ein, um nach der Arbeit direkt in den Park zu fahren und zu joggen.

Einen Tag später, kurz vor Feierabend, Julia sieht ihre Sportsachen neben ihrem Schreibtisch auf dem Boden stehen. Es regnet ein bisschen. »Heute nicht, heute will ich wirklich nicht. Morgen dann. Sport soll ja auch Spaß machen«  sagt sich Julia und verlässt das Büro ohne ihre Sportsachen.

Schritt 3: Tu es, auch wenn es sich erst einmal nicht gut anfühlt

Das Problem ist: Julia wird nie Lust darauf haben, Sport zu machen. Genauso wie sie nie Lust darauf haben wird, wirklich den Schritt zu tun, um mehr Leute in Hamburg kennenzulernen oder Bewerbungen zu schreiben. Veränderung ist anstrengend und kann sogar physisch wehtun. Wenn wir nur dann etwas tun, wenn wir uns wirklich danach fühlen, dann passiert in der Regel NICHTS.

Dem Unangenehmen entgegen zu treten und es dennoch zu tun, kostet Energie. Und in 99 % der Fälle haben wir keine Lust darauf. Um wirklich etwas zu verändern, muss uns klar sein, dass es nicht immer nur Spaß macht.

Der Grund dafür liegt in unserem Gehirn. Man kann sich das vereinfacht so vorstellen: Unser Gehirn ist zweigeteilt. In einen alten und in einen neuen Teil. Der alte Teil ist vor allem für unsere grundlegenden, überlebenswichtigen Bedürfnisse verantwortlich. Für unseren Drang nach Essen, Schlafen, Sex. Der neue Teil ist der Teil, mit dem wir bewusst denken und handeln können.

Leider beeinflusst der alte Teil unseres Gehirns häufig unser Handeln, ohne dass wir den neuen Teil unseres Gehirns überhaupt nutzen. Deutlich wird das zum Beispiel, wenn wir Schokolade essen, während wir versuchen gesund zu leben. Der alte Teil unseres Gehirns gibt uns sozusagen den Befehl dazu. Je öfter wir diesem Befehl folgen, desto eingefahrener wird unser Handeln und desto mehr Energie und Aufmerksamkeit erfordert es, dieses eingefahrene Handeln zu durchbrechen.

Und genau diese Energie und Aufmerksamkeit müssen wir aber aufbringen, um Veränderung herbeizuführen. Und meistens wird es sich im ersten Moment unangenehm anfühlen.

Schritt Nummer 3 bedeutet also, dir bewusst zu werden, dass es vorerst unangenehm wird und entschlossen zu sein, es trotzdem zu tun.

Nachdem du Schritt 1-3 verinnerlicht hast, hast du das Mindset, dass du brauchst, um deinem guten Leben zielgerichtet näher zu kommen. Im nächsten Schritt geht es darum, aus einer Vielzahl von praktischen Werkzeugen auszuwählen, die dich darin unterstützen, von der Zielplanung bis zur Visionsentwicklung. Einige dieser Werkzeuge stelle ich dir im nächsten Artikel vor.

[1] https://books.google.de/books?hl=de&lr=&id=fdjqz0T...

[2] https://books.google.de/books?hl=de&lr=&id=bT9ecAY...

Über die Autorin:

Als Coach und Trainerin hilft Jessica Sangmeister Menschen auf dem Weg zu ihrem guten Leben. Sie arbeitet an der Schnittstelle von persönlicher und nachhaltiger Entwicklung und untersucht in einem Forschungsprojekt den Zusammenhang vom guten Leben und nachhaltiger Entwicklung. Weitere Infos findest du auf ihrer Website: www.youchangeyou.net

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