»Ohne Nachhaltigkeit geht es nicht« - Mit dem Tierschutz-Shop die Not von Tieren lindern

Obwohl das Interesse an Nachhaltigkeit und nachhaltigen Projekten in den letzten Jahren gestiegen ist, haben es Engagierte im Bereich Tierschutz nach wie vor nicht leicht. Aber gerade hier werden Spenden dringend benötigt, vor allem da sich die Tiere nicht selbst helfen können. Wie die Arbeit bei der Futterspenden-Plattform Tierschutz-Shop aussieht, was die Mitarbeiter*innen motiviert und wie du ihnen helfen kannst, erfährst du im folgenden Interview mit der Gründerin Hanna Czenczak.
Photo ©: Tierschutzshop
von Robert Franzen, 30. April 2019 um 08:30

Der Tierschutz-Shop ist eine Futterspenden-Plattform. Wie genau funktioniert euer Geschäftsmodell?

Hanna Czenczak: Tierschutz-Shop ist die Plattform für nachhaltigen Tierschutz. Mit Futterspenden, finanzieller Hilfe und Öffentlichkeitsarbeit bekämpfen wir die Not von Straßen- und Tierheimtieren in der EU. Durch unsere großen, regelmäßigen Spendenaktionen haben wir seit 2014 rund 6,5 Mio. Kilogramm Futter gesammelt. Tierfreunde spenden bei uns online Futter und Zubehör über die Wunschlisten von Tierschutzvereinen. Das ist einfach, sicher und transparent. Zu jeder Futterspende zahlen wir den Vereinen zusätzlich unsere Geld-Prämie als finanzielle Hilfe. Unsere Geld-Prämie ist unser freiwilliger Beitrag für nachhaltigen Tierschutz: Die Vereine können dadurch zum Beispiel Kastrationen und Aufklärungskampagnen finanzieren. Innerhalb von nur viereinhalb Jahren haben wir bereits eine Million Euro Geld-Prämie an Vereine gezahlt. Als Plattform ist es uns wichtig, Tierfreunde und Tierschutzvereine zusammenzubringen. Alle gemeinsam machen wir uns täglich stark für unsere Vision: Kein Straßen- und Tierheimtier in Europa ist mehr in Not.


Gab es irgendein Schlüsselereignis, das die Gründung des Tierschutz-Shops motiviert hat?

Hanna Czenczak: Durch die zahlreichen Futteraufrufe der Vereine im Internet haben wir gemerkt, dass Futter und Geld die elementaren Dinge sind, die immer fehlen. Da wollten wir ansetzen, um zu helfen. Weil es einfach Zeit und Manpower braucht, um im Tierschutz etwas zu verändern, setzen wir als Team unser Können und Wissen in Vollzeit ein. So bewirken wir nachhaltig etwas im Tierschutz.


Gibt es eurer Erfahrung nach besondere Herausforderungen bei der Gründung eines Unternehmens, das neben der Gewinnerzielung vorallem einen gemeinnützigen Zweck verfolgt?

Hanna Czenczak: Die Herausforderungen gibt es bis heute. Wir Menschen sind es gewohnt, in Schubladen zu denken. Bei Tierschutz-Shop ist das schwierig, weil wir in keine Schublade so richtig passen. Wir sind ein Unternehmen, das sich voll und ganz dem Tierschutz verschrieben hat. Einen gemeinnützigen Zweck im Sinne einer Tierschutz-Organisation verfolgen wir aber nicht. Wir sind ein wirtschaftlich starker Partner für Tierschutzvereine, der sie bei der Futterversorgung unterstützt, finanzielle Hilfe gibt, große Spendenaktionen organisiert, für Aufmerksamkeit sorgt, ihre Bekanntheit steigert uvm. Dadurch ergänzen wir sinnvoll die Arbeit der Tierschutzvereine und Helfer*innen vor Ort, so dass wir am Ende gemeinsam am meisten für Tiere in Not erreichen.


Wer steht alles hinter dem Tierschutz-Shop und wie habt ihr alle zusammengefunden?

Hanna Czenczak: Wir sind ein Team aus echten Tierfreund*innen und es ist uns eine persönliche Herzensangelegenheit, Tieren in Not zu helfen. Jede*r Mitarbeiter*in hat entweder selbst ein eigenes Haustier aus dem Tierschutz oder engagiert sich auf irgendeine Weise in diesem Bereich. Wir alle teilen ein großes Herz für Tiere und den Wunsch, mit unseren Jobs mehr bewirken zu wollen. Auf diese Weise haben wir auch alle zusammengefunden – viele Kolleg*innen haben in ihren vorherigen Stellen einfach den Sinn ihres täglichen Tuns vermisst.


Die Zahl der Menschen hier in Deutschland, die sich für nachhaltige Projekte interessieren, hat sich in den letzten Jahren sehr stark entwickelt. Seht ihr das in eurer Arbeit beim Tierschutz auch und wenn ja, wie beeinflusst das eure Motivation und euren Arbeitsalltag?

Hanna Czenczak: Für Tierschutz interessieren sich vergleichsweise leider immer noch sehr wenige Menschen. Wenn wir uns den gesamten Spendenmarkt in Deutschland ansehen, spenden gerade mal 5,8 % an Tierschutzorgas. Die Tierschutzorganisationen brauchen dringend Unterstützung durch Geld-, Futterspenden und ehrenamtliche Helfer*innen. Uns motivieren die vielen Fellnasen, die wir täglich sehen und die sich nicht selbst helfen können und auf unsere Hilfe und die Unterstützung vieler Tierfreunde angewiesen sind.


Was ist euch besonders wichtig bei eurer Arbeit im Tierschutz?

Hanna Czenczak: Ohne Nachhaltigkeit geht es nicht! Darum zahlen wir Vereinen zusätzlich zu jeder Futterspende immer automatisch auch unsere Geld-Prämie als finanzielle Hilfe. Davon kastrieren die Tierschützer*innen die Hunde und Katzen, realisieren Baumaßnahmen und starten Aufklärungskampagnen in der einheimischen Bevölkerung. Natürlich geht es zuerst um die akute Erstversorgung der Tiere mit Futter, doch besonders wichtig ist uns diese langfristige Tierschutzarbeit. Denn nur durch solche Maßnahmen verbessert sich die Situation der Straßentiere und ihr Leid kann irgendwann ein Ende finden.


Wo seht ihr momentan den größten Bedarf an Hilfe und wo positive Entwicklungen in den letzten Jahren?

Hanna Czenczak: Das lässt sich schwer sagen, weil alle Tierschutzvereine in der EU wirklich dringend Unterstützung benötigen. In Ländern wie Rumänien, Bulgarien, Ungarn und Griechenland ist die Situation in den Tierheimen und auf der Straße nicht mit Deutschland vergleichbar. Rumänien hat definitiv eine riesige Straßenhund-Problematik. Da sehen wir, dass sich unser Einsatz lohnt, wenn Tierschutzvereine dank unserer Geld-Prämie Straßentiere kastrieren können. Wo Tierschützer*innen auch bereits Erfolge erzielen, ist in Spanien mit den Galgo-Hunden. Inzwischen wissen viel mehr Menschen von der schrecklichen Situation der geschundenen Jagdhunde. Erfreulich ist, dass viele Jäger*innen ihre ausrangierten Hunde nicht mehr umbringen, sondern in den Tierheimen abgeben. Hunderte bis tausende von Jagdhunden müssen dann aber in den Tierheimen mit Futter versorgt werden. Es gibt im Tierschutz noch sehr viel zu tun, aber wir blicken auch auf das, was wir gemeinsam bereits erreicht haben. Jeder Schritt zählt.


Welche Möglichkeiten habe ich im Alltag, etwas zum Tierschutzbeizutragen?

Hanna Czenczak: Jede*r Tierfreund*in kann auf den verschiedensten Wegen den Tierschutz unterstützen – sei es mit kleinen Wasserstellen für Vögel im eigenen Garten, durch das Unterzeichnen von Petitionen, durch eine Online-Futterspende, durch das Teilen und Verbreiten von Social Media Beiträgen, dadurch, dass er sein Umfeld über Tierschutz-Themen informiert, an Protestmärschen teilnimmt uvm. Jeder kleinste Beitrag ist wichtig, denn gemeinsam bewirken wir am Ende Großes.


Wie sich können Tierheime als Futterspenden-Empfänger bei euch registrieren lassen?

Hanna Czenczak: Auf unserer Webseite gibt es einen eigenen Bereich für Vereine. Dort finden sie alle nötigen Infos und können sich bei uns anmelden. Wir unterstützen in Deutschland eingetragene, gemeinnützige Tierschutzvereine. Nach erfolgreicher Prüfung ist der Verein offiziell registriert und erhält über seine Wunschliste Futter und Zubehör für seine Schützlinge sowie unsere Geld-Prämie als finanzielle Hilfe.


Welche Einstiegsmöglichkeiten hat man als Interessent beim Tierschutz-Shop und in welchen Bereichen könnte man arbeiten?

Hanna Czenczak: Bei uns kann man als Trainee oder im Volontariat einsteigen und auch ein Direkteinstieg ist möglich. Die verschiedenen Abteilungen erstrecken sich über Büro, PR und Social Media, Online-Redaktion, IT, Marketing und Analyse.


Welche Vision habt ihr für den Tierschutz-Shop? Wohin soll es in den nächsten Jahren gehen?

Hanna Czenczak: Wir wollen gemeinschaftlich mit Spender*innen, Partner*innen und Unterstützer*innen dafür kämpfen, dass weniger Straßen- und Tierheimtiere in der EU in Not sind. Dazu möchten wir z.B. mehr Unterstützer*innen für den diesjährigen »Spenden-Marathon für Tiere« gewinnen und mehr Unternehmen in die Verantwortung nehmen, sich für den Tierschutz einzusetzen. Denn am Ende realisieren wir unsere Vision nicht allein – das geht nur gemeinsam.

Du möchtest mehr über den Tierschutz-Shop erfahren? Hier geht es zur Tierschutz-Shop-Webseite

Photo ©: Tierschutzshop


Über Hanna Czenczak: Hanna Czenczak ist die Geschäftsführerin von Tierschutz-Shop. Sie gründete das Krefelder Unternehmen 2014 und erfüllte sich damit einen Lebenstraum: Schon als Kind half die Tierfreundin in Not geratenen Lebewesen, machte sich stark für ihren Schutz, wollte Tierleid nicht hinnehmen, sondern etwas bewegen. Hanna Czenczak lebt mit ihrem Partner, ihren zwei Tierschutz-Hunden und ihrer Tierheim-Katze außerhalb von Krefeld im Grünen.







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