Was junge Führungskräfte in der Zivilgesellschaft antreibt und was sie brauchen
Wir sind junge Menschen aus der Zivilgesellschaft, die früh Verantwortung übernommen haben. Oft ohne große Vorbereitung, aber mit ganz viel Leidenschaft und dem Wunsch, wirklich etwas zu verändern. Lena zum Beispiel hat schon mit 13 ihr erstes Schulprojekt gestartet, das sich für gemeinnützige interkulturelle Projekte eingesetzt hat. Danach war sie schnell dabei, Fundraising-Aktionen und Initiativen erst in ihrer Stadt und später deutschlandweit mitzugestalten. Sie hat Menschen mobilisiert und inspiriert, ohne damals genau zu wissen, was „Führung“ eigentlich bedeutet. Es ging einfach los, weil sie für das Thema brannte und unbedingt etwas bewegen wollte.
Später ist Lena bei einem Social Startup eingestiegen und wurde mit Anfang 20 plötzlich Geschäftsführerin eines wachsenden Teams. Das war aufregend, aber auch eine große Herausforderung. Leidenschaft und Vision hatten wir alle, aber oft fehlten uns Raum, Zeit und Ressourcen, um wirklich zu verstehen, was Führung bedeutet - für uns selbst und für die Menschen, die wir begleiten wollten.
Diese Erfahrungen kennen viele von uns aus der Zivilgesellschaft: Wir wachsen oft sehr schnell in Führungsrollen hinein, fühlen uns manchmal überfordert und haben selten jemanden, der uns auf dem Weg begleitet. Das kann ganz schön einsam sein. Deshalb ist es für uns ein Herzensanliegen, genau hier etwas zu tun.
Gute Führung passiert nicht einfach so. Sie ist kein Naturtalent, keine Persönlichkeitsfrage und auch kein festes Set an Kompetenzen. Führung muss gelernt und gelebt werden. In Auseinandersetzung mit sich selbst, den eigenen Werten und der Organisation, in der man wirkt.
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Was die neue Generation der Führungskräfte ausmacht und motiviert
Wir alle teilen einen besonderen Werte- und Sinnbezug zu unserer Arbeit. Für uns geht es nicht nur darum, Aufgaben abzuarbeiten oder Abläufe zu verwalten. Wir wollen gestalten, verändern und damit einen gesellschaftlichen Mehrwert schaffen. Das heißt, wir arbeiten mit Herzblut und Überzeugung.
Diese Haltung macht uns oft zu kraftvollen Impulsgeber:innen in einem sich ständig wandelnden Umfeld. Gleichzeitig wissen wir, dass es nicht immer einfach ist, das zu leben und umzusetzen.
Viele von uns bringen besondere Stärken mit: Wir sind offen, neugierig und empathisch. Wir hören zu, wollen verstehen und nehmen unterschiedliche Perspektiven ernst. Gerade in der Zivilgesellschaft ist das eine echte Kernkompetenz, weil wir mit ganz unterschiedlichen Menschen, Gruppen und Interessen arbeiten.
Wir arbeiten gerne im Team, fördern den Austausch und glauben daran, dass Zusammenarbeit mehr schafft als Einzelkämpfertum. Dabei hinterfragen wir bestehende Strukturen und suchen nach neuen Wegen, die nicht nur funktionieren, sondern auch sinnvoll sind.
Eine weitere wichtige Fähigkeit, die viele von uns auszeichnet, ist die Selbstreflexion. Wir denken viel darüber nach, welche Rolle wir eigentlich einnehmen, was unsere Werte sind und wie wir unsere Haltung weiterentwickeln können. Für uns ist Führung kein Statussymbol, sondern eine Verantwortung – gegenüber uns selbst, unseren Teams und der Gesellschaft.

Die Herausforderungen, die uns begegnen
Natürlich ist es nicht immer einfach. Viele von uns kennen das Gefühl, mit großen Erwartungen konfrontiert zu sein - von außen, aber auch von uns selbst.
Wir wollen alles richtig machen: professionell sein und gleichzeitig menschlich, innovativ und authentisch. Wir wollen Nähe und Offenheit zeigen, aber auch klare Entscheidungen treffen und Richtung geben. Wir wollen Visionen entwickeln und gleichzeitig im Alltag die vielen kleinen operativen Aufgaben meistern.
Das kann ganz schön anstrengend sein. Und manchmal fühlen wir uns dabei ziemlich allein.
Ein großes Problem ist oft der fehlende Austausch mit Gleichgesinnten. Wer jung führt, trifft selten auf andere in ähnlichen Rollen. Fragen, die uns beschäftigen, bleiben oft unbeantwortet. „Wie gestalte ich meinen Führungsstil?“ oder „Wie treffe ich gute Entscheidungen?“
Räume, in denen wir offen über Herausforderungen sprechen und voneinander lernen können, fehlen häufig.
Auch die Organisationen selbst sind oft nicht optimal darauf vorbereitet, jungen Menschen Verantwortung zu übergeben. Strukturen und Prozesse fehlen, die Führung als lernbaren Prozess unterstützen. Und Kultur fehlt, in der wir gemeinsam Führung gestalten können.
Wir werden häufig ins kalte Wasser geworfen - und schwimmen dann irgendwie. Dass dabei viele untergehen oder sich zurückziehen, ist kein Wunder.
Was wir brauchen, um gut führen zu können
Gute Führung ist kein Zufallsprodukt. Sie entsteht nicht einfach dadurch, dass jemand plötzlich die Verantwortung übernimmt. Sie braucht Raum, Zeit, Austausch und Menschen, die uns auf dem Weg begleiten. Was uns wirklich hilft, ist vor allem die Möglichkeit, uns gezielt weiterzuentwickeln. Es braucht Angebote, die uns nicht nur mit theoretischem Wissen versorgen, sondern uns dabei unterstützen, unseren ganz eigenen Führungsstil zu finden. Formate, in denen wir ausprobieren können, wie Führung sich anfühlt. Coachings, die uns in unserer Rolle stärken. Orte, an denen wir gemeinsam mit Menschen lernen, die ähnliche Fragen bewegen.
Oft sind vergleichbare Angebote teuer oder mit hohen Einstiegshürden verbunden. Programme wie z.B. INCLUDE hingegen sind dank einer Zertifizierung vollständig förderfähig und übernehmen sogar den Bruttolohn für Arbeitgeber – und machen so Weiterbildung leichter zugänglich.
Mindestens genauso wichtig sind offene Gespräche über Führung. In vielen Organisationen ist Führung ein Thema, das einfach so nebenbei passieren soll, ohne dass darüber wirklich explizit gesprochen wird. Dabei tut es so gut, wenn man Unsicherheiten benennen darf, wenn man Feedback bekommt und wenn Erwartungen klar ausgesprochen werden. Es entsteht eine andere Kultur, wenn Führung nicht mit Druck oder Perfektion verbunden wird, sondern mit Entwicklung, Reflexion und Vertrauen.
Dabei ist auch das Umfeld entscheidend. Führung gelingt dann gut, wenn eine Kultur entsteht, in der alle Verantwortung übernehmen können. In der es normal ist, mitzubestimmen, Entscheidungen im Team zu treffen und sich gegenseitig zu stärken. Unterschiedliche Perspektiven sind dabei kein Hindernis, sondern ein echter Gewinn. Wenn wir Vielfalt wirklich ernst nehmen, können daraus neue Ideen, tragfähige Lösungen und ein tieferes Miteinander entstehen.
Und natürlich verändert sich auch die Welt um uns herum ständig. Resilienz wird wichtiger, nicht nur persönlich, sondern auch strukturell. Führung darf nicht starr sein, sondern braucht Beweglichkeit, Kreativität und die Bereitschaft, sich immer wieder neu auszurichten.

Das Young Leadership Camp – ein Raum zum Wachsen
Wir wollen Menschen, die Verantwortung übernehmen und Gesellschaft mitgestalten wollen, mit allem ausstatten, was sie dafür brauchen. Dazu schaffen wir Räume zum Lernen und Verlernen, geben Werkzeuge an die Hand und bieten eine Community, in der Reflexion und Austausch möglich sind. Wir glauben fest daran: Wenn wir diejenigen stärken, die mit intrinsischer Motivation und Gestaltungslust vorangehen, kann Großes entstehen. Sowohl bei uns selbst als auch in unserem eigenen Wirkungskreis.
Genau deshalb veranstalten wir am 30. Oktober 2025 in Berlin das erste Young Leadership Camp.
Dieser Tag ist ein Raum für alle jungen Menschen, die Führungsverantwortung tragen. Egal ob in kleinen Initiativen, großen Organisationen oder irgendwo dazwischen.
Wir wollen gemeinsam auftanken, uns austauschen, nachdenken und voneinander lernen.
Dafür gibt es Workshops, Impulse, offene Gesprächsräume und vor allem viele Gelegenheiten, sich zu vernetzen und neue Kraft zu schöpfen.
Wir sprechen über die Herausforderungen, die uns manchmal belasten, über das, was uns trägt und was uns Hoffnung macht.was
Wir wollen sichtbar machen, dass wir alle ähnlichen Fragen, Zweifel und Motivationen haben.
Führung beginnt oft im Kleinen. Und manchmal einfach damit, sich nicht allein zu fühlen.
Mehr Infos und Anmeldung zum Young Leadership Camp hier.
Über Lena Glemser

Schon mit 13 Jahren startete Lena Glemser ihr erstes Engagementprojekt – ein prägendes Erlebnis, das ihren Weg bis heute bestimmt. Sie studierte Public & Nonprofit Management in Berlin, war u. a. Geschäftsführerin der Engagement-Plattform letsact und gründete mehrere Initiativen. Heute ist sie Mitgründerin von ZUKUNFTSMACHER:INNEN und engagiert sich dafür, junge Menschen zu stärken sowie neue Formen von Führung und Strukturen im zivilgesellschaftlichen Sektor zu entwickeln – für eine gerechtere, menschenzentrierte und handlungsfähige Gesellschaft.