Berufsfeld Entwicklungszusammenarbeit: Beim Dachverband AKLHÜ e.V. finden NGOs, Fachkräfte und Freiwillige das richtige Netzwerk für ihren Auslandseinsatz

Nicht nur in der Wirtschaft werden Fachkräfte händeringend gesucht - auch in der Entwicklungszusammenarbeit sind zahlreiche Berufsfelder sehr gefragt. Auch als Freiwillige*r hat man die Chance, in diesen vielfältigen und spannenden Sektor hineinzuschnuppern. Als großer Dachverband vermittelt und qualifiziert der AKLHÜ e.V. Einsatzkräfte für die Arbeit in Entwicklungs- und Schwellenländern und organisiert die Fachmesse »ENGAGEMENT WELTWEIT«. Mehr dazu im Interview mit Projektkoordinator Jochen Burger.
Foto: © AKLHÜ e.V.
von Charlotte Clarke, 1. August 2019 um 06:19

Der AKLHÜ e.V. versteht sich als Netzwerk, welches Fachkräfte und Freiwillige in internationale soziale Projekte in Entwicklungs- und Schwellenländern vermittelt. Wie genau funktioniert das?

Jochen Burger: Der AKLHÜ e.V. ist ein Dachverband und Netzwerk für rund 70 Organisationen von Entwicklungs-, Fach- und Freiwilligendiensten der personellen Zusammenarbeit. Wir selbst entsenden keine Fachkräfte bzw. Freiwillige, sondern unterstützen unsere Mitgliedsorganisationen bei der Durchführung ihrer Dienstformate mit Vernetzungs- und Qualifizierungsangeboten sowie  politischer Interessenvertretung in Gremien und gegenüber der Bundespolitik.

In welchen Tätigkeitsfeldern werden die Freiwilligen vor Ort aktiv und wie lange dauert ein solcher Einsatz in der Regel?

Burger: Die Freiwilligen werden in einer Vielzahl an gemeinwohlorientierten Tätigkeitsfeldern aktiv, sei es im Gesundheitssektor, Umweltschutz, in sozialen oder kulturellen Einsatzstellen und Projekten. Grundsätzlich hängt die Dauer vom Programmformat ab, für das sich die Freiwilligen entscheiden, die meisten unserer Mitgliedsorganisationen entsenden ihre Freiwilligen in Einsatzstellen für ca. 12 Monate. Es gibt jedoch auch einige mit kürzeren Formaten, z.B. für sechs Monate.

Welche Voraussetzungen sollte ich erfüllen, um als Freiwillige*r an einem Entwicklungsdienst teilzunehmen?

Burger: Als Freiwillige*r sollte man vor allem Motivation und den Willen zum Engagement mitbringen. Darüber hinaus sind natürlich interkulturelle Kompetenzen und Vorkenntnisse im jeweiligen Themenbereich wünschenswert. Am wichtigsten jedoch ist immer die Bereitschaft zum Lernen. Als Fachkraft hingegen sind konkrete Kenntnisse und Arbeitserfahrungen Bedingung für die Entsendung. Da geht es oftmals um spezialisierte Einsätze, bei der die Fachkräfte ihr Wissen gezielt im Ausland einsetzen müssen. Dennoch spielt auch hier die interkulturelle Kompetenz und die Bereitschaft zum Lernen eine große Rolle.

Wie werden die Freiwilligen  auf ihren Einsatz im Ausland vorbereitet?

Burger: Die Freiwilligen, die mit einem unserer Mitglieder ausreisen, verpflichten sich an einer intensiven Vorbereitung teilzunehmen, die in die pädagogische Begleitung des gesamten Einsatzes eingebettet ist. Im Rahmen von Seminaren werden relevante Themen wie der Umgang mit (persönlichen) Krisen und Konflikten, die Rolle als Freiwillige*r in der Einsatzstelle, aber auch Prävention von sexualisierter Gewalt oder kritisches Weißsein behandelt. Außerdem finden Einheiten zu Geschichte und Kultur der Entsendeländer und oftmals auch zur Sprache statt. 

Unsere Mitgliedsorganisationen in den Freiwilligendiensten tragen das sogenannte Quifd-Siegel, das von der Agentur für Qualität in Freiwilligendiensten vergeben wird und garantieren damit, dass ihre pädagogische Arbeit festgelegten Qualitätsstandards entspricht, die regelmäßig überprüft und weiterentwickelt werden. 

Foto: © AKLHÜ e.V.

Welche Fachkräfte sind im Arbeitsfeld der Entwicklungszusammenarbeit besonders gefragt?

Burger: Das hängt natürlich vom jeweiligen Schwerpunkt der Entsendeorganisation ab, z.B. bei Entsendeorganisationen mit medizinischem Schwerpunkt sind es Krankenpfleger*innen oder Ärzt*innen oder bei einer Organisation, die sich in infrastrukturellen Projekten engagiert, sind die Kenntnisse von Ingenieur*innen gefragt. Das sind beispielhaft zwei Arbeitsfelder, die schon immer wichtig waren und es vermutlich auch bleiben werden. Neue Relevanz hingegen bekommen die Arbeitsfelder Umweltschutz und Digitalisierung – zwei sehr dynamische und sich rasant entwickelnde Arbeitsfelder in der Entwicklungszusammenarbeit.

Wie stellt ihr de langfristigen Erfolg eurer Projekte sicher?

Burger: Unsere Mitgliedsorganisationen stellen den Erfolg ihrer Projekte durch enge Kooperation mit den Partnerschaften und Einsatzstellen vor Ort sicher. Regelmäßige, persönliche Treffen und Gespräche mit den Partner*innen, Einsatzstellen und Freiwilligen vor Ort gehört genauso dazu wie laufende Evaluationen und Prüfungen der einzuhaltenden Standards.

Welche politischen Ziele verfolgt der AKLHÜ e.V. bzw. wie vertritt der Verein die Interessen seiner Mitglieder gegenüber der Politik?

Burger: Für den AKLHÜ ist der Entwicklungsdienst ein solidarisches Engagement mit und für Menschen sowie für Organisationen, bei denen die Dienstleistenden tätig sind. Wir setzen uns grundsätzlich für die Freiwilligen-, Fach- und Entwicklungsdienste und deren Umsetzung sowie Finanzierung ein. Die konkreten politischen Ziele werden durch die Mitglieder bestimmt, wir vertreten diese dann in Form von Interessenvertretung in den politischen Gremien der Bundesregierung. Beispielsweise setzt sich der AKLHÜ für eine Ausweitung des INGLOS-Programmes ein, bei dem Freiwillige aus dem globalen Süden ein FSJ in Deutschland absolvieren.

Der AKLHÜ e.V. organisiert zudem die alle zwei Jahre stattfindende Fachmesse zur personellen Entwicklungszusammenarbeit »ENGAGEMENT WELTWEIT«. Was erwartet mich als Besucher*in auf der Messe?

Burger: Als Besucher*in auf der Fachmesse ENGAGEMENT WELTWEIT erwartet mich die perfekte Gelegenheit um die Personaler*innen von über 45 Organisationen im direkten Gespräch kennen zu lernen, Kontakte zu diesen zu knüpfen und erste Jobchancen auszuloten. Ich kann mich dort über die Arbeit der Organisationen informieren und das persönliche Netzwerk erweitern. Darüber hinaus erwartet mich ein spannendes Rahmenprogramm mit Gesprächsrunden und Vorträgen von Expert*innen zu aktuellen Entwicklungen und Anforderungen auf dem Arbeitsfeld der Entwicklungszusammenarbeit sowie kritische Beiträge zum Schwerpunktthema Klimawandel und Entwicklungszusammenarbeit. 

Welche Vorteile habe ich als Ausstellende*r von der Teilnahme an der »ENGAGEMENT WELTWEIT«?

Burger: Als Ausstellende*r kann ich Fachpersonal, Quereinsteiger*innen und Hochschulabsolvent*innen gezielt für meine Organisation gewinnen. Darüber hinaus kann ich mich als Organisation neben den großen und zahlreichen kleinen Akteur*innen der Entwicklungszusammenarbeit in Deutschland präsentieren, diskutieren und vernetzen, denn ENGAGEMENT WELTWEIT ist bundesweit die einzige Fachmesse ihrer Art.

Foto: © AKLHÜ e.V.

Welchen Rat würdet ihr Menschen geben, die beruflich in die Entwicklungszusammenarbeit einsteigen möchten?

Burger: Wichtig ist es, im Hinterkopf zu haben, dass viele Menschen qualifiziert genug sind und dem Aufenthalt im Ausland gewachsen sind. Ähnlich der allgemeinen Situationen auf dem Arbeitsmarkt wird auch im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit händeringend nach Fachpersonal gesucht – sei es Ingenieur*innen, Lehrer*innen oder beispielsweise Sozialarbeiter*innen. Neben der Berufserfahrung zählen vor allem auch die persönliche Motivation und der Wille zum Engagement im Ausland.  

Wie finanziert sich euer Engagement? Wie kann ich euch unterstützen?

Burger: Der AKLHÜ wird über von den Mitgliedern durch Mitgliedsbeiträge finanziert. Da wir ein bundesweiter Dachverband sind, kann eine Unterstützung nur über das Ehrenamt in einer unserer Mitgliedsorganisationen stattfinden. Eine vollständige Mitgliederliste finden Sie auf unserer Webseite.


Du möchtest mehr über den Verein erfahren? Hier geht es zur Website des AKLHÜ e.V.

Mehr Informationen zur Fachmesse findest du auf der Homepage von »ENGAGEMENT WELTWEIT«.

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