Nachhaltig schenken mit den wiederverwendbaren Geschenkverpackungen von Goodgive: »Wir finden es kontrovers, dass Geschenkverpackung, die Wertschätzung ausdrücken soll, für die Tonne gemacht ist.«

Alle Jahre wieder: Nach der weihnachtlichen Bescherung oder dem Geburtstag bleibt ein riesiger Berg an Geschenkverpackungsmüll zurück. Doch zum Glück hat sich Sara Stichnote, Gründerin von Goodgive, ein großes Ziel gesetzt: Weihnachten revolutionen! Das Kölner Startup hat eine Geschenkverpackung aus Stoff entwickelt, die immer wieder verwendet werden kann und lokal & fair produziert wird. Außerdem lässt sich die Verschenk-Reise jeder Verpackung digital nachverfolgen! Wertschätzung für alle – auch für die Umwelt!
Foto © Goodgive
von Charlotte Clarke, 29. September 2020 um 07:01

Mit eurem Startup Goodgive wollt ihr das Schenken ein Stück weit nachhaltiger machen. Wie genau sieht eure Idee aus? 

Sara Stichnote: Wir lieben die Wertschätzung beim Schenken und finden es kontrovers, dass Geschenkverpackung, die genau das ausdrücken soll, meistens für die Tonne gemacht ist. Deswegen haben wir eine Geschenkverpackung aus Stoff entwickelt, die immer wiederverwendbar ist und beim Verschließen automatisch eine Schleife aufstellt. Das ganze aus nachhaltigen Textilien, sozial und lokal in Deutschland produziert.

Durch jede Wiederverwendung unserer Geschenkverpackung kann Abfall eingespart werde. Wenn man das hochrechnet auf jeden einzelnen Haushalt und jeden Anlass zum Schenken, kommt ganz schön was zusammen.
 

Welche Kriterien waren euch bei der Wahl des Materials für euer Produkt wichtig? Wo und wie werden sie produziert?

Sara: Langfristig möchten wir ein lokales Abfallprodukt für die Herstellung unserer Geschenkverpackung verwenden. Aktuell bestehen unsere Stoffe zu 100 Prozent aus biologischer Baumwolle, die in Deutschland zum finalen Stoff verarbeitet wird. Unsere Schleifen werden aus recycelten Plastikflaschen hergestellt, dabei werden aus einer 1,5 Liter-Plastikflasche etwa 15 unserer Schleifen. Unser Augenmerk liegt auf einem möglichst ressourcenschonenden Material, das unter fairen Bedingungen produziert wird. 
 

Bietet ihr verschiedene Größen eurer Goodgives an? Wie viel passt jeweils hinein?

Sara: Wir haben im letzten Jahr mit unserer mittleren Größe gestartet und gerade zwei neue Größen gelauncht. Damit ist die Produktfamilie fürs Erste auf drei Größen gewachsen: 

  • Größe S (17,5 x 10,5 x 8 cm):

    Hier passt z.B. deine Lieblings-Teesorte rein, ein neues Smartphone, ein richtig guter Parfümduft oder auch ganz warme Stricksocken. 
  • Größe M (20,0 x 12,5 x 9,5 cm):

    Für das Sommerkleid im Winter, zwei fesselnde Taschenbücher, die Zero-Waste-Box oder auch eine schöne Vase aus dem Interior Design-Laden um die Ecke.
     
  • Größe L (23 x 16 x 14,5cm):

    Haben wir für alle gemacht, die nicht nur ein großes Herz, sondern auch ein großes Geschenk haben, z.B. für den kuscheligen Winterpullover, das Reisekissen, das alle haben wollen oder dein gemütliches Bettwäschen-Set.

     

Was ist die Geschichte hinter der Gründung von Goodgive? Wie kamt ihr auf die Idee und wie hat sich das Gründerteam zusammengefunden? 

Sara: Ich komme aus einer großen Patchwork-Familie, in der ausgelassen geschenkt wird. Dabei hat mich immer das Müllaufkommen der Geschenkverpackungen gestört!

Meine Familie und Freund*innen hätten zwar Lust gehabt, eine nachhaltige Verpackung zu nutzen, aber es gab kein richtiges Angebot dafür. Deswegen habe ich den Mut gefasst, selbst eine Geschenkverpackung zu entwickeln, die so viele positive Aspekte wie möglich vereint und Spaß beim Benutzen macht. Über eine Freundin habe ich dann Alex auf dem Weihnachtsmarkt kennengelernt und wir haben beschlossen, zusammen weiter an der Idee zu arbeiten! Wir ergänzen uns super und teilen dabei die gleichen Werte, was die Zusammenarbeit sehr zielgerichtet macht :)
 

Was war bislang die größte Herausforderung auf eurem Gründungsweg und wie habt ihr diese gemeistert?

Sara: Zu Beginn stand ich vor der Herausforderung, dass ich eine neue Art finden wollte, wie man Geschenke verpackt, aber nicht einmal nähen konnte. Das habe ich mir dann während der Entwicklung des ersten Prototypen selbst beigebracht. Letzten Herbst habe ich dann mit den ersten Werkstätten eine kleine Stückzahl produziert, die sehr schnell ausverkauft war. 

Dieses Jahr stand ich dann vor der Herausforderung, dass Geschenkverpackungen zwar das ganze Jahr genutzt werden, aber vor allem saisonal zu Weihnachten sehr gefragt sind. Und dann sind durch Corona und die Kontaktbeschränkungen die wenigen Gelegenheiten, anderen Menschen echte Geschenke zu überreichen, größtenteils weggebrochen. Diese Zeit konnten wir aber letztlich gut überbrücken, da wir unsere Geschäftsprinzipien auf die Herstellung von nachhaltigen Stoffmasken adaptiert haben. Jetzt fokussieren wir uns aber wieder voll auf das Weihnachtsgeschäft und wollen dieses Jahr deutlich mehr Verpackungen produzieren und auf ihre unendliche Reise schicken.
 

Bis Weihnachten ist es ja nicht mehr allzu lange hin. Werden die ersten Goodgives noch rechtzeitig zu haben sein? 

Sara: Wir haben unsere Rücklagen in den Kauf von nachhaltigen Materialien investiert und 15 deutsche Partnerwerkstätten akquiriert, die bereit sind, mit der Produktion loszulegen. Da die bisherigen Verkäufe und mein Gründerstipendium des Landes NRW eine größere Produktionsmenge nicht stemmen können, läuft aktuell unsere erste Crowdfunding-Kampagne auf Startnext, bei der man sich eine wiederverwendbare Geschenkverpackung für Weihnachten vorbestellen kann - und sie natürlich auch noch rechtzeitig für Weihnachten erhält! Wir hoffen, jetzt schon möglichst viele Menschen in vorweihnachtliche Stimmung versetzen zu können und unserem Traum eines nachhaltigen Weihnachtsfestes ein Stück näher zu kommen.
 

In welche Richtung möchtet ihr Goodgive langfristig weiterentwickeln? Habt ihr vielleicht sogar schon Ideen für weitere ressourcenschonende Produkte?

Sara: Unser Ziel ist es, dass in fünf Jahren jede*r Beschenkte mindestens ein Goodgive unterm Weihnachtsbaum liegen hat, dieses möglichst schon häufig wiederverwendet wurde und so besonders viel Müll eingespart hat. Außerdem möchten wir unser Sortiment erweitern und Produkte herstellen, die nicht für die Tonne gemacht sind und so umweltschädliche Einwegprodukte zu ersetzen.

Gleichzeitig wollen wir wirtschaftlich arbeiten und den Beweis erbringen, dass Gutes tun und Profitabilität nicht im Widerspruch stehen, sondern im Gegenteil neue Wege und Entwicklungsfelder ermöglichen. Im Zuge von Corona haben wir auch eine wiederverwendbare Maske ins Sortiment aufgenommen, die wir aus unseren Materialien bei Kölner Schneider*innen anfertigen lassen.
 

Habt ihr einen Rat für angehende Gründer*innen, die eine nachhaltige Produktidee in die Tat umsetzen möchten? Wo findet man Unterstützung?

Sara: Wir sind selbst auch immer noch sehr dankbar für alle Tipps und Tricks, da man nie auslernt. Generell empfehlen wir den Austausch mit anderen. Dafür können wir das Programm der »Impact Factory« sehr empfehlen: Ein Accelerator Programm mit einem »Create-Up-«, »Scale-Up-« und »Fellows-Programm«. Dadurch baut sich nach und nach ein Netzwerk aus Social Entrepreneurs auf, in dem man immer Rat findet! Für den nächsten Batch kann man sich noch bis 15.11.2020 bewerben.
 

Schon bereit für Weihnachten? Dann ab zur Homepage und den nachhaltigen Verpackungen von Goodgive!


Foto © Goodgive

 

Über Sara Stichnote

Sara hat Theater, - Film und Medienwissenschaft an der Uni Wien studiert, dann in verschiedenen Bewegtbildformaten gearbeitet und zuletzt vor ihrer Gründung Werbespots produziert. Im Anschluss hat sie eine Weiterbildung an der Virtuellen Akademie Nachhaltigkeit gemacht, das ihr viele neue Impulse gegeben und sie im Zusammenwirken mit einem Gründungsworkshop der Gründerwoche Deutschland final davon überzeugt hat, eine Social Business-Gründung zu wagen.


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