Spielköpfe stellt das klassische Kartendeck auf den Kopf: »Jede Karte sieht anders aus, so wie unsere Gesellschaft eben auch.«

Warum gibt es im klassischen Kartendeck eigentlich keine Königin und warum sind alle Personen weiß? Die nachhaltig produzierten Kartenspiele von Spielköpfe zeigen gendergerechte und vielfältige König*innen, Damen & Buben, in denen sich unterschiedlichste Menschen wiederfinden und die mit stereotypen Rollenbildern brechen. Mehr über das Projekt erfährst du im Interview mit der Mitgründerin Carolin Bach.
© Schwickert, Bach und Fischer GbR
von Charlotte Clarke, 13. September 2021 um 07:30

Mit Spielköpfe habt ihr das klassische Kartenspiel quasi in einem gendergerechten Sinne neu erfunden. Worin unterscheiden sich eure Kartendecks von einem klassischen Kartenspiel?

Carolin Bach: Das Spielprinzip bleibt bei uns genau gleich wie bei einem klassischen Kartendeck. Aber bei uns gibt es neben den Königen auch Königinnen. Alle König*innen, Damen und Buben zeigen unterschiedliche Formen von Weiblichkeit, Männlichkeit und Nonbinärität. Außerdem bilden wir auch verschiedene Religionszugehörigkeiten ab. Dabei sieht jede Karte anders aus, so wie unsere Gesellschaft eben auch.

Für die Produktion haben wir den Weg gewählt, der unserer Umwelt aktuell den geringsten Schaden zufügt: Unsere Karten werden nach dem höchsten Nachhaltigkeitsstandard (cradle2cradle) produziert, klimapositiv in Österreich gedruckt und plastikfrei verpackt.


Welche Mission verfolgt ihr mit eurem Projekt?

Caro: Spielen soll Spaß machen und Menschen zusammenbringen. Dazu brauchen wir vielfältige und gerechte Bilder, in denen sich ganz unterschiedliche Menschen wiederfinden. Das wollen wir mit unseren Spielkarten erreichen.


Welche Kartenspiele habt ihr bereits im Sortiment? Sind noch weitere Spiele geplant?

Caro: Wir haben bisher die Klassiker wie Skat mit den Karten 7-Ass, Doppelkopf mit den Karten 9-Ass in doppelter Ausführung und das komplette Deck mit den Karten 2-Ass und 3 Jokern. Bei uns gibt es zusätzlich auch noch kleine Beutelchen für unterwegs, in welches die Karten zum Schutz hineingepackt werden können. Außerdem arbeiten wir an einer Version für Kinder, die im Winter erscheinen soll. Für Neuigkeiten von uns schaut gern auf unserer Webseite vorbei.


Was war euch bei den Designs der auf den Karten abgebildeten Figuren besonders wichtig? Von welchen Künstler*innen wurden die Figuren gezeichnet?

Caro: Der Designprozess hat recht lange gedauert und wir wurden immer wieder mit unserer eigenen Position und der damit einhergehenden Perspektive als weiße deutsche Frauen konfrontiert. Dann haben wir gemerkt, dass wir mehr Perspektiven brauchen und angefangen, ganz breit gestreut nach unterschiedlichen Künstler*innen zu suchen. Mittlerweile arbeiten wir mit sieben verschiedenen Personen zusammen. Einige von ihnen findet ihr auch auf unserer Webseite.


Wie ist die Idee zu
Spielköpfe entstanden und welche Menschen stecken hinter dem Projekt?

Caro: Die Idee kam Sam im Urlaub beim Doppelkopfspielen. Da hat sie sich gefragt, warum es eigentlich keine Königin gibt und warum alle Personen weiß sind. Mit der Idee kam Sam nach Kiel, hier gibt es einen Master, in dessen Rahmen eigene soziale und nachhaltige Projekte umgesetzt werden können. So hat Sam schließlich Jana und mich gefunden und seitdem stehen wir drei hinter Spielköpfe.


An welchen weiteren Stellen oder Produkten im Alltag fällt euch mangelnde Diversität besonders auf? Was würdet ihr am liebsten als nächstes gendergerecht »umdesignen«?

Caro: Bei Spielen! Wenige sind gegendert und häufig sind die Positionen und Figuren sehr stereotyp dargestellt. Das transportiert ganz unterbewusst Rollenbilder, bestimmte Erwartungen und Klischees.

Von Werbung, großen Filmen oder Serien natürlich ganz zu schweigen. Auch wenn es mittlerweile eine größere Aufmerksamkeit für eine diversere Bildsprache gibt.


Neben den Kartendecks bietet ihr auch Workshops an. Welche konkreten Themen werden hier behandelt und an wen richten sich die Workshops?

Caro: Wir haben über die Jahre, in denen wir Spielköpfe machen, Workshops ausgearbeitet über Themen, die uns auf dem Weg unserer Gründung begegnet sind. Das heißt aktuell zu Privilegien, Frauen in der Gründung, dem Menstruationszyklus und Hass im Netz. Wir haben schon ganz verschiedene Workshops gemacht, für Schulklassen, Unikurse oder Unternehmen. Auf Anfrage bieten wir individuelle Workshops für ganz unterschiedliche Kontexte an.

© Schwickert, Bach und Fischer GbR
 

Über Carolin Bach:

Carolin Bach hat während des Master-Studiums das Unternehmen ‚Spielköpfe‘ mitgegründet. Die Spielköpfe designen Spiele neu, um Themen wie Gleichberechtigung auf spielerische Weise jedem Menschen zugänglich zu machen. Ihr ist es wichtig, Theorien auch in die Praxis zu bringen, gesellschaftlichen Wandel mitzugestalten und durch ihre Erfahrungen und Expertise andere Menschen dabei zu unterstützen.



Du möchtest mehr erfahren? Hier geht es lang zur Webseite von Spielköpfe.

Dieser Artikel ist Teil unserer Interviewreihe »Female Empowerment«. Lass dir die anderen spannenden Interviews nicht entgehen:

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OH WOMAN – ein Brettspiel für zeitgemäße und ungezwungene sexuelle Aufklärung: »Scham ist hier wirklich Fehl am Platz.« 

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