Wie du mit ForTomorrow ganz einfach deinen CO2-Ausstoß kompensierst: »Wir alle können den Wandel in eine klimafreundliche Wirtschaft beschleunigen.«

Ein Klima-Abo, um den eigenen CO2-Ausstoß zu kompensieren? ForTomorrow macht es möglich. Das Non-Profit-Unternehmen verwendet deine Spende nicht nur dazu, nachhaltig Bäume in Deutschland zu pflanzen, sondern macht sich zudem den Emissionshandel zunutze - indem es Kohlekraftwerken die Emissionsrechte wegkauft. Wir haben mit Ruth und Christopher von ForTomorrow darüber gesprochen, wie das genau funktioniert, und was du sonst noch tun kannst, um das Klima zu schützen.
Ronan Furuta on Unsplash.com
von Jana Hansl, 7. Juli 2022 um 11:07

Mit dem monatlichen Klima-Abo bietet ihr Menschen die Möglichkeit, ihren jährlichen CO2-Ausstoß zu kompensieren, indem ihr mit dem Geld Bäume pflanzt und europäische Emissionsrechte kauft. Wie funktioniert das Modell genau?

Ruth: Genau. Wir geben dir als Privatperson die Möglichkeit, deinen CO2-Fußabdruck bei uns zu kompensieren. Du kannst wählen, ob du den CO2-Fußabdruck eines durchschnittlichen Deutschen, oder den deiner ganzen Familie ausgleichen möchtest. Alternativ kannst du auch selbst festlegen, wie hoch dein CO2-Fußabdruck ist – dann kompensieren wir für dich deinen individuellen CO2-Fußabdruck. Ob du monatlich kompensieren möchtest, oder einmalig, kannst du selbst entscheiden.

Alle Kompensationen über ForTomorrow sind Spenden. Denn wir sind ein gemeinnütziges Non-Profit-Unternehmen. Mit deiner Spende kaufen wir den Kohlekraftwerken ihre CO2-Emissionsrechte weg, damit diese kein klimaschädliches Treibhausgas mehr ausstoßen dürfen. Zweitens pflanzen wir Wälder in Deutschland, weil wir hier vor Ort besser gewährleisten können, dass diese Wälder langfristig geschützt werden und CO2 aufnehmen. Du legst fest, wie du CO2 kompensieren möchtest – durch das Wegkaufen der Emissionsrechte oder durch Bäume pflanzen – wobei wir beides empfehlen zu 50:50. 


Wenn ich die Emissionsrechte den Unternehmen quasi wegnehme, schade ich damit dann nicht der Europäischen Wirtschaft? 

Ruth: Nein, im Gegenteil. Du förderst eine langfristig stabile und klimafreundliche Wirtschaft. Indem wir EU-Emissionsrechte wegkaufen und löschen, beschleunigen wir die nachhaltige Transformation in Europa. Das Kohlekraftwerk Moorburg in Hamburg hätte eigentlich bis 2038 laufen sollen. Es wurde jedoch in 2020 stillgelegt, weil die Kohleverstromung durch die teuren Emissionsrechte unprofitabel wurde. Nun wird es umgebaut und produziert in den kommenden Jahren grünen Wasserstoff – ein großer Erfolg für den Klimaschutz. Genauso möchten wir auch andere Industrien bewegen, CO2-neutral zu wirtschaften.

Die Industrie Europas produziert mit 3,6 Milliarden Tonnen jährlich etwa 11 Prozent aller Treibhausgas-Emissionen weltweit. Wenn wir das 1,5-Grad-Ziel einhalten möchten, haben wir ein weltweites Kontingent von noch etwa 300 Milliarden Tonnen CO2. Gerade die Kohlekraftwerke in Europa treiben die globale Erwärmung stark voran. Wir müssen CO2 reduzieren. Jetzt. Der Industrie die Emissionsrechte wegzukaufen, ist unserer Meinung nach gerade das effektivste Tool, das zu schaffen.


Neben den Pauschal-Abos für Einzelpersonen und Familien bietet ihr auch an, dass ich meinen ganz individuellen CO2-Ausstoß mit einem speziellen Betrag kompensieren kann. Doch woher weiß ich, wie viele Tonnen CO2 ich pro Jahr produziere? Könnt ihr bestimmte seriöse Webseiten empfehlen, auf denen sich der individuelle CO2-Ausstoß zuverlässig berechnen lässt?

Chris: Genau. Du kannst bei uns deinen ganz persönlichen CO2-Fußabdruck kompensieren. Wir empfehlen dafür gerne den Rechner vom Umweltbundesamt. Wichtig ist uns, zu betonen: CO2-Berechnungen basieren immer auf Schätzungen. In der Praxis ist es sehr schwer, genau nachzuvollziehen, wie viel CO2 einzelne Aktionen im Alltag produzieren. Damit unsere Abonnent:innen direkt loslegen können mit ihrer CO2-Kompensation, bieten wir die Kompensation eines durchschnittlichen Deutschen. Die Zahlen dazu stammen vom Umweltbundesamt und sind immer aktuell. Das ist quasi unsere One-size-fits-all-Lösung.


Welche Verhaltensweisen im Alltag helfen zusätzlich dabei, das Klima zu schützen? Wie effektiv ist z.B. jeweils der Verzicht auf Flugreisen, tierische Nahrungsmittel oder ein eigenes Auto wirklich?

Chris: Der durchschnittliche CO2-Fußabdruck pro Person bei uns in Deutschland liegt derzeit bei etwa 9 Tonnen CO2 pro Jahr. Durch einfache Tricks kannst du sehr viel CO2 einsparen im Alltag. Auf Fliegen verzichten, ist das Beste, was du machen kannst – das spart dir über 3.500 kg CO2 pro Jahr. Deine Heizung auf Biogas umstellen, spart 1.500 kg CO2 pro Jahr. Zusätzliche 1.200 kg CO2 sparst du, wenn du Strom gewinnst durch eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Wenn du dich vegan ernährst, kannst du nochmal über 1 Tonne CO2 einsparen. Zur Arbeit radeln, macht deinen CO2-Fußabdruck um eine halbe Tonne kleiner. Dann gibt es noch effektive Dinge, die wir alle gar nicht auf dem Schirm haben: CO2 einsparen kannst du auch durch einen Sparduschkopf und sogar, indem du richtig lüftest.


Selbst wenn wir in Europa in sieben Jahren Klimaneutralität erreichen sollten - Es gibt ja immer noch andere Staaten im Rest der Welt, die sich dieses Ziel gar nicht erst setzen. Wie schafft ihr es, täglich eure Motivation aufrecht zu erhalten, wo es doch so viel einfacher wäre, zu sagen »Das bringt ja sowieso alles nichts«?

Chris: Uns hilft es immer, die Fakten zu betrachten. In Europa produzieren wir nun mal 11 Prozent aller CO2-Emissionen weltweit. Durch unseren hohen Lebensstandard in Deutschland haben wir einen sehr hohen durchschnittlichen CO2-Fußabdruck. Gleichzeitig bleiben uns weltweit nur noch etwa 300 Milliarden Tonnen CO2 (Stand: Juni, 2022), die wir ausstoßen dürfen. Sonst verfehlen wir unser 1,5 Grad Ziel. Wir finden, es ist sehr sinnvoll, dort CO2 zu kompensieren, wo wir es produzieren. Und irgendwo müssen wir anfangen. Also, eigentlich ist die Frage: Warum nicht wir? 


Welche Maßnahmen sind eurer Meinung nach von Seiten der Politik notwendig, um die Erderwärmung noch rechtzeitig einzudämmen?

Ruth: Die Politik sollte die richtigen Rahmenbedingungen setzen und die Externalisierung von Klimakosten verhindern. Der Emissionshandel ist bereits ein wirkungsvolles System. Im Industrie-, Strom- und Luftfahrtsektor müssen alle großen CO2-Emittenten in der EU teilnehmen. Sie müssen sich das Recht erkaufen, CO2 ausstoßen zu dürfen. Für ein Emissionsrecht dürfen sie eine Tonne CO2 ausstoßen. Die Menge dieser Rechte ist von der EU beschränkt und wird stets weniger. Doch für das 1,5 Grad Ziel müsste die Politik diese Menge noch schneller drosseln. Es ist wichtig, dass noch mehr Sektoren zum Emissionshandel hinzukommen, damit der gesamte CO2-Ausstoß der EU abgedeckt wird. Mit ForTomorrow setzen wir hier an. Momentan werden die Emissionsrechte vom Staat versteigert. Das kann man sich vorstellen wie beim Geldsystem, wo die Zentralbanken Geld drucken. Um langfristig klimaneutral zu werden, dürften die Emissionsrechte nur von denen versteigert werden, die auch CO2 aus der Luft holen.


Wie kam es zur Idee und zur Gründung von ForTomorrow? Wer sind die Menschen dahinter und wart ihr auch vorher bereits im Bereich Klimaschutz tätig?

Ruth: Klimaschutz spielt für mich eine Rolle seit meiner Kindheit. Ich erinnere mich an eine Szene, da bin ich 12 oder 13. Wir lernen in der Schule gerade vom Klimawandel. Als ich zuhause bin, rufe ich zu meinem Vater: »Papa, wir müssen sofort unsere Gasheizung abstellen, wir zerstören damit unsere Erde.« Später habe ich Physik studiert, um die Zusammenhänge besser zu verstehen. Ein Haupttreiber des Klimawandels ist unsere Energieversorgung, z. B. Kohlekraftwerke. Wie kommen wir raus aus der Kohleverstromung? Mit erneuerbaren Energien. Darum habe ich nach dem Studium bei Statkraft angefangen – dem größten europäischen Erzeuger von erneuerbaren Energien. Im internationalen Traineeprogramm bei Statkraft habe ich in der Kraftwerkseinsatzplanung in Düsseldorf gearbeitet, dann in der Strommarkt-Analyse der Emerging Markets in Oslo, Brasilien und den Philippinen. Anschließend habe ich mich mit dem EU Emissionshandel in Amsterdam beschäftigt. Die Nutzung erneuerbarer Energien ist großartig. Doch um den CO2-Ausstoß aller großen europäischen Verschmutzer zu reduzieren, müssen wir das EU-Emissionshandelssystem nutzen.

Mit ForTomorrow möchte ich es allen ermöglichen, den rund 11.000 klimaschädlichen Unternehmen in der EU das Recht weg zu kaufen, CO2 ausstoßen zu dürfen – darunter natürlich auch Kohlekraftwerke. So ändern wir das gesamte System und fördern eine klimafreundliche Wirtschaft. Persönlich möchte ich meine Arbeit dort einsetzen, wo ich den größten Einfluss habe für den Klimaschutz. Mit ForTomorrow kann ich mein Wissen einbringen und alle dazu befähigen, einen Einfluss auf klimaschädliches Wirtschaften zu haben – wo wir sonst keinen Einfluss haben. Wir alle können die großen europäischen CO2-Emittenten zwingen, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren und den Wandel in eine klimafreundliche Wirtschaft beschleunigen.

Chris: Wir suchen immer ehrenamtliche Mitarbeiter:innen in vielen Bereichen: Social Media, UX Design, Fotografie oder Übersetzung. Am besten, du schaust mal vorbei auf unserer Website. Im Herbst wird es wieder eine Baumpflanzaktion von uns geben, da suchen wir auch wieder nach Helfer:innen.


Wo genau werden die Bäume gepflanzt und wie stellt ihr sicher, dass eure Aufforstungsprojekte nicht im Konflikt mit sozialen Nachhaltigkeitszielen stehen? Ich denke da z.B. an landgrabbing und daran, dass auch das langfristige Überleben der Bäume sichergestellt wird?

Ruth: Gemeinsam mit unserem Projektpartner »Schutzgemeinschaft Deutscher Wald« forsten wir Wälder in Deutschland auf – hier haben wir die größte Sicherheit, dass die Wälder langfristig erhalten bleiben. In Deutschland gibt es seit 1975 das Bundeswaldgesetz. Der Wald unterliegt starken Kontrollen und wird vom Staat geschützt. So wird illegale Abholzung unterbunden und nach Bränden, Sturmschäden oder Dürren müssen Waldflächen wieder hergestellt werden.

Unser Ziel ist es, langlebige, klima-robuste Wälder aufzuforsten. Dafür ist die richtige Auswahl der Jungpflanzen in Bezug auf Herkunft, Standortanpassung und Wert für die ökologische Vielfalt und Biodiversität wichtig. Damit die Wälder dem auch in Deutschland bereits stattfindenden Klimawandel standhalten, pflanzen wir keine Monokulturen, sondern Mischwälder. Bei der Auswahl der Flächen achten wir auf FSC-, Naturland- oder PEFC-Zertifizierung und darauf, dass die Flächen öffentlich zugänglich sind. Unsere Projektpartner:innen von »Schutzgemeinschaft Deutscher Wald« begleiten uns als Expert:innen, während wir aufforsten.


Über Ruth, Chris und ForTomorrow

ForTomorrow

Ruth von Heusinger: Ruth, Diplom Physikerin, arbeitete erst im Bereich erneuerbare Energien und Emissionshandel bei Statkraft und dann im Markt der freiwilligen CO2-Kompensation bei atmosfair. Was fehlte, war die Möglichkeit, mit Klimaschutzmaßnahmen in Europa zu kompensieren. Darum gründete sie die gemeinnützige GmbH ForTomorrow im Dezember 2019.














Viva con Agua

Christopher Schulz: Chris ist bei ForTomorrow verantwortlich für das Branding und die Entwicklung von Kommunikationsstrategien. Nach seinem Studium der Kommunikationswissenschaft in Wien sammelte er Erfahrung als Copywriter & Konzepter einer führenden Berliner Kreativagentur.

»Wir haben ForTomorrow als Non-Profit gegründet, damit jeder bereits heute klimaneutral leben kann und wir gemeinsam Europa zu einem klimaneutralen Kontinent transformieren. Jeder Deutsche stößt im Schnitt jährlich 9 Tonnen CO2 aus. Wir helfen dir dabei, langfristig diesen Ausstoß auf unter eine Tonne zu reduzieren. Den Rest kompensieren wir für dich. Wenn wir es jetzt schaffen, den weltweiten CO2-Ausstoß Jahr für Jahr zu reduzieren, haben wir noch ein bisschen länger Zeit, als die vorher genannten 7 Jahre. Wir können dann mit Klimaneutralität in 2040 das 1,5 °C-Ziel sicher erreichen. Doch wir müssen schneller handeln als bisher.«

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