Der Landesbund für Vogelschutz in Bayern bewahrt die regionale Biodiversität: »Die Beschäftigung mit der Natur vor der eigenen Haustür macht einfach Spaß und regt zum genauer Hinschauen an.«

Die Artenvielfalt unserer heimischen Vogelwelt ist beeindruckend, doch durch den Menschen stark bedroht: Klimawandel, Insektensterben und die konventionelle Landwirtschaft sind einige der Ursachen für rückläufige Vogelpopulationen. In Bayern setzt sich der Landesbund für Vogelschutz (LBV) in Bayern mit seinen Schutzgebieten, Aktionen und Bildungsprogrammen für den Erhalt der regionalen Biodiversität ein. Erfahrt im Interview mit Dr. Sophia Engel, Stellvertretende Geschäftsführerin des LBV, mehr über die vielseitige Arbeit des Vereins.
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von Charlotte Clarke, 17. April 2019 um 08:43

Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) in Bayern setzt sich für den Schutz der heimischen Vogelarten ein. Wie genau sehen die Hauptaktivitäten des Vereins aus?

Dr. Sophia Engel: Wir sind ein moderner Naturschutzverband und bayerischer Partner des NABU. Unser Ziel ist es, die Biodiversität in Bayern zu erhalten. Dafür sind wir politisch aktiv, zum Beispiel als Träger des Volksbegehrens Artenvielfalt. Gefährdete Tier- und Pflanzenarten unterstützen wir mit gezielten Schutzmaßnahmen und erhalten ihre Lebensräume. Wir besitzen über 3.000 ha Schutzgebiete in Bayern und pflegen wertvolle Biotopflächen in quasi jedem Landkreis Bayerns. Damit unsere Bemühungen dauerhaft erfolgreich sind, haben wir ein umfangreiches Umweltbildungs-Angebot für Kinder und Erwachsene.

Zum LBV gehört zudem eine eigene Jugendorganisation, die Naturschutzjugend (NAJU). Welche Angebote und Möglichkeiten zum Aktiv-Werden bietet die NAJU Kindern und Jugendlichen?

Engel: Die NAJU bietet spannende Ferienangebote, Kurse und Aktionen für Kinder und Jugendliche an. In mehr als 130 Kinder- und Jugendgruppen können die jungen Menschen selbstbestimmt die Natur erforschen, erleben und schützen. Der Schwerpunkt der Arbeit der Naturschutzjugend liegt in der Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) als Grundlage für einen zukunftsorientierten Umgang mit unserer Umwelt.

Der LBV ebenfalls eine Reihe von Fortbildungen an. Welche Kompetenzen können in diesem Rahmen erworben werden und an wen richtet sich das Angebot?

Engel: Unsere Fortbildungsangebote richten sich vor allem an unsere zahlreichen ehrenamtlichen Unterstützer*innen. Ob als Kindergruppenleiter*in, als Vorstand einer Ortsgruppe oder als Helfer*in in einem Artenschutz-Programm – niemand wird mit seinen Aufgaben allein gelassen, sondern wir bieten jedem das notwendige Rüstzeug für seine Arbeit. Das reicht von pädagogischen Seminaren bis hin zum Erwerb von Artenkenntnis.

Eine der zentralen Missionen Ihres Vereins ist eine Reformierung der Agrarpolitik. Welche konkreten politischen Maßnahmen sind aus Ihrer Perspektive für den Artenschutz dringend notwendig?

Engel: Wir müssen in der Landwirtschaftspolitik weg von der Flächenförderung, bei der Subventionen nach der Größe der bewirtschafteten Fläche vergeben werden. Hier profitieren große, industriell organisierte Betriebe unverhältnismäßig. Sinnvoller wäre die gezielte Förderung von Maßnahmen, die nachgewiesenermaßen einen Mehrwert für die Allgemeinheit haben – also Gewässer schonen, Ressourcen sparen oder das Überleben von Wildtieren ermöglichen. In Bayern sind das Vertragsnaturschutzprogramm und das Kulturlandschaftsprogramm ausgezeichnete Instrumente für solche Förderungen. Die müssen weiter ausgebaut werden. Auf EU-Ebene setzen wir uns vehement für eine Reform des derzeitigen Fördersystems ein – weg vom Gießkannenprinzip, hin zu gezielter Unterstützung der Betriebe, die gemeinwohlorientiert und naturschonend arbeiten.

Wie hängt das Insektensterben mit kleiner werdenden Beständen der heimischen Vogelwelt zusammen?

Engel: Viele unserer heimischen Vogelarten ernähren sich von Insekten. Diese Arten sind ganz direkt von den Verlusten in der Insektenwelt betroffen, denn ihr Nahrungsangebot wird immer weniger. Und auch die Arten, die sich vorwiegend von Körnern ernähren, beispielsweise Finken und Sperlinge, sind betroffen, denn ihre Jungen sind zumindest in der ersten Zeit auf Insektennahrung angewiesen. Weniger Insekten bedeutet ganz einfach geringeren Bruterfolg und schrumpfende Populationen.

Dem LBV gehören rund 3.000 Hektar Schutzgebiete in Bayern. Was zeichnet diese Lebensräume aus?

Engel: Unsere Schutzgebiete sehen sehr unterschiedlich aus: Wir besitzen Waldflächen, Heidebiotope, Moore und Teiche. All diesen Gebieten gemeinsam ist eine hohe Artenvielfalt. Diese erhalten und fördern wir durch ganz gezielte, flächenangepasste Pflege unserer Biotope.

Wie kann ich im Alltag, z.B. als Konsument*in oder Gartenbesitzer*in, zum Schutz der Vogelwelt beitragen?

Engel: Im Garten kann man sehr viel für eine intakte Natur tun. Man kann Nischen und Lebensraum für Kleintiere schaffen, insektenfreundlich und ressourcenschonend wirtschaften – giftfrei sowieso. Der Verzicht auf Torf erhält Moore und ist ein wirksamer Beitrag zum Klimaschutz.

Als Konsument*in kann ich durch mein Einkaufsverhalten Einfluss nehmen. Generell gilt: Weniger ist mehr. Wer regionale Bioprodukte kauft, schont die Umwelt und fördert gleichzeitig die lokale Wirtschaft.

Welche Möglichkeiten gibt es, mich aktiv beim LBV ehrenamtlich für den Vogelschutz einzusetzen?

Engel: Wir suchen immer Naturfreund*innen, die uns helfen, anzupacken. Das kann in der Biotoppflege sein oder in Artenschutzprogrammen. Auch die Betreuung von Nistkästen oder das Engagement in unseren zahlreichen Arbeitskreisen macht vielen Menschen Freude und unterstützt uns in unserer Naturschutzarbeit. Wer gerne mit Kindern unterwegs ist, kann eine Kindergruppe bei ihren Aktivitäten anleiten. Am besten ist es, sich bei der örtlichen LBV Kreisgruppe zu erkundigen, wo Unterstützung gesucht wird.

Im Rahmen von Aktionen wie »Die Stunde der Gartenvögel« kann jede*r einen wertvollen Beitrag zu wissenschaftlichen Forschungsprojekten leisten. Was genau hat es damit auf sich?

Engel: »Die Stunde der Gartenvögel« ist eine Mitmachaktion, bei der wir jeden darum bitten, und mitzuteilen, welche Vögel im Verlauf einer Stunde am Beobachtungsort im Garten oder Park festgestellt wurden. Diese Daten können uns frühzeitig über Bestandsänderungen bei unseren häufigen Siedlungsvögeln Auskunft geben und auf Probleme hinweisen. Außerdem macht die Beschäftigung mit der Natur vor der eigenen Haustür einfach Spaß und regt zum genauer Hinschauen an – beste Voraussetzung, zukünftige Naturschützer*innen heranzuziehen.

Welche sonstigen Unterstützungsmöglichkeiten für den LBV gibt es, wenn ich selbst zu wenig Zeit für ein ehrenamtliches Engagement habe?

Engel: Wer nicht ehrenamtlich tätig werden kann oder möchte, kann uns mit einer Mitgliedschaft unterstützen. Das gibt uns politisches Gewicht und eine gewisse finanzielle Planbarkeit. Mit einer Spende oder einem Vermächtnis können Sie den Ankauf von wertvollen Biotopen ermöglichen oder bestimmte Projekte unterstützen, die Ihnen besonders am Herzen liegen.

Du möchtest mehr über die Aktivitäten des Vereins erfahren? Hier geht es zur Website des Landesbund für Vogelschutz.

Über Dr. Sophia Engel
Dr. Sophia Engel ist promovierte Biologin mit Schwerpunkt Ornithologie. Beim LBV in München ist sie Ansprechpartnerin für alle Fragen rund um die Vogelwelt.

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